Donnerstag, 15. Dezember 2011

Tschaikowsky - Der Nußknacker, 14.12.2011

Auch ein Jahr nach der Karlsruher Premiere des im Jahre 1988 in Bonn uraufgeführten Balletts „Der Nußknacker – Eine Weihnachtsgeschichte“ , indem die Geschichte des Nußknackers mit der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens kombiniert wird, strömen die Zuschauer zu den Vorstellungen, die frühzeitig ausverkauft waren. Der Choreograph Youri Vámos hat zusammen mit seinem Ausstatter Michael Scott, der in den letzten drei Jahrzehnten in Karlsruhe immer sehr gute Arbeit abgeliefert hat, ein generationenübergreifendes Familien- und Weihnachtsballett geschaffen, das kitschig schön und etwas altmodisch inszeniert, aber als harmonisches und glücklich machendes Weihnachtsballett auch mehrheits- und konsensfähig ist.


Die gestrige Vorstellung begeisterte die Zuschauer, die bei den großen Pas de deux des ersten Solisten Flavio Salamanka mit Sabrina Velloso geradezu in den Bann purer Tanzfreude gezogen wurde.
Musikalisch war der von Christoph Gedschold dirigierte Nußknacker (wie auch schon im Ballett Siegfried) ein Genuß und auch Ballett-Laien kommen musikalisch im „getanzten Tschaikowsky Symphoniekonzert“ auf ihre Kosten. Wiederum gab es viel Jubel und Applaus für alle Beteiligten und ein restlos zufriedenes Ballett-Publikum im restlos ausverkauften Staatstheater.

Doch man kann auch Kritisches anmerken: die Tänzer konnte nicht ganz das Niveau des letzten Winters halten. Dieses Jahr stand Birgit Keil vor der Herausforderung die beiden das Karlsruher Ballett zu Ende der letzten Spielzeit verlassenden ersten Solisten Marcos Menha und Diego de Paula zu ersetzen, die in der letzten Spielzeit dem Nußknacker ihren Stempel aufgedrückt hatten. Admill Kuyler und der neue Solist Zhi Le Xu, beide hatten letzte Spielzeit noch als Mitglieder der bärenfellbemützten Garde getanzt, übernahmen deren Rollen. Admill Kuyler, der auch den Siegfried im gleichnamigen Ballett spielt, erfüllte seine Rolle sehr gut und konnte den Vergleich mit Menha (fast) standhalten. Menha hatte vor allem den geizigen Scrooge der ersten zwei Bilder noch mit mehr Schrulligkeit und Ausdrucksstärke interpretiert. Zhi Le Xu ist allerdings noch nicht mit Diego de Paula zu vergleichen. Xu überraschte durch Technik, hohe Sprünge und Dynamik, es mangelte ihm als Todesgeist aber noch am Ausdruck; Diego de Paula, der es wie kein Zweiter verstand mit seinem Publikum zu flirten und zu interagieren, hatte allerdings auch letztes Jahr die Maßstäbe sehr hoch gesetzt.
Die männlichen Gruppentänzer hatten gestern nicht ihren besten Abend erwischt und Birigt Keil, die ja anscheinend bei jeder Vorstellung im Zuschauerraum sitzt und ihre Kompagnie begutachtet, wird wahrscheinlich ein Extra-Training ansetzen: die Ensembles wirkten zu unsynchron und zu unsicher.

2 Kommentare:

  1. Lustig! ;) Ich war gestern auch im Nussknacker - allerdings in Hamburg.

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  2. Ich war in der selben Aufführung und habe de Paula sehr vermisst, jammerschade, dass er gegangen ist. Zhi Le Xu kann ihn (zumindest in dieser Rolle) nicht ersetzen.

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