Um Licht ging es gestern im ersten Teil des Karlsruher Symphoniekonzerts. Für Henry Dutilleux‘ Orchesterstück Mystère de l’instant für Streicher, Schlagzeug und Cymbalom wurde das Licht im Zuschauerinnenraum gelöscht und nur durch die Beleuchtung an den Notenständern erhellt. Allerdings hatte dies keinen Stimmungseffekt auf den musikalischen Eindruck: Mystère de l’instant hatte die sinnliche Qualität eines Migräneanfalls.
Als dieser vergangen war folgte nach kurzer Umbaupause Alexander Scrjabins Tondichtung Prometheus: Le Poème du feu für großes Orchester (gestern ca 95 Musiker) einschließlich Klavier, das von Alexander Melnikov gespielt wurde. Fast genau vor 2 Jahren war er bereits mit Rachmaninows Paganini Variationen in Karlsruhe erfolgreich aufgetreten. Prometheus ist von Scrjabin als spätromantisches Gesamtkunstwerk für Farbklavier konzipiert: Tönen werden dabei Farbwerte zugeordnet. (Mehr dazu hier: http://publib.upol.cz/~obd/fulltext/Musicologica%206/musicol6-9.pdf). In Karlsruhe wurden die entsprechenden Farben hinter dem Orchester projiziert, um den vom Komponisten angestrebten Farb-Ton-Klang zu verwirklichen. Musikalisch verzichtet das Werk auf traditionelle Harmonik und rückt statt dessen den sechstönigen Quartakkord (c - fis - b - e - a - d) in den Mittelpunkt, der das Chaos präsentiert. Das hört sich interessanter an als das Ergebnis: ein unmelodiöses und gegen Ende immer lauter werdendes Stück, bei dem der Pianist keine Möglichkeit zu glänzen hat.
Nach der Pause wurde das Publikum mit Beethovens 3.Symphonie entschädigt. Überraschenderweise dirigierte GMD Justin Brown ein zurückhaltendes, vornehmes Allegro con brio. Vor allem im Marcia funebre und Finale überzeugte er dann mit einem direkteren und spannenden Zugriff und bewies erneut die hohe Affinität britischer Dirigenten für Beethoven.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.