Freitag, 23. September 2011

Verdi - La Traviata, 22.09.2011

Aufgrund der neuen Sänger lohnt sich aktuell ein Besuch der Karlsruher Traviata, die im Dezember 2010 unter der Regie des damaligen Intendanten Thorwald Premiere hatte. Schon in der vergangenen Saison hatte diese Inszenierung hohe Besucherzahlen: sie war mit dem Trio Schlingensiepen / Berchtold / Donati sehr gut besetzt und auf sehr hohem musikalischen Niveau. Dazu kommt eine solide, unspektakuläre Regie und Ausstattung, die die Konzentration auf die Sänger ermöglicht.

Seit dieser Woche ist nun eine neue Besetzung zu hören und alle Sänger hinterließen einen sehr guten Eindruck! Die neue Opernleitung verfolgte die Strategie aus kleineren Häusern junge Sänger  zu holen, die am Karlsruher Staatstheater den nächsten Karriereschritt machen sollen. Dabei handelt es sich bei den neuen Ensemblemitgliedern durchweg um Publikumslieblinge anderer Häuser.



Die ukrainisch-amerikanische Sopranistin Stefania Dovhan war seit 2005 am Theater Hagen engagiert und hatte sich dort ihr Publikum ersungen. Nach der gestrigen Aufführung kann man davon ausgehen, dass sie auch eine Favoritin des Karlsruher Publikums werden wird.
Der koreanische Sänger Andrea Shin hatte seit 2007 an Münsters Theater für Aufmerksamkeit gesorgt und wird  in Karlsruhe die Tenorrollen in Traviata, Rigoletto, Tosca und Katja Kabanova übernehmen.
Der koreanische Bariton Seung-Gi Jung hatte bereits an der Karlsruher Hochschule für Musik sein Studium beendet, war zuletzt zwei Spielzeiten in Augsburg und hatte dort für Aufsehen gesorgt: Für seine Leistungen erhielt er 2010 den Augsburger Theaterpreis.
Alle drei waren souverän, engagiert und spielten und  sangen ihre Rollen überzeugend sicher: ein rundum gelungener Einstand.

Dazu kamen in den kleineren Rollen die Mezzosopranistin Katharine Tier, der Bass Avtandil Kaspeli sowie der Bariton Andrew Finden, der nicht zu Unrecht von der BNN als Bo Skovhus Doppelgänger bezeichnet wurde. Auf größere Rollen dieser drei Sänger kann man gespannt sein. Johannes Willig, dem Karlsruher Publikum noch als Assistent von Kazushi Ono bekannt, dirigierte sicher und sängerfreundlich. Das Publikum spendete viel Applaus und Bravos für einen gelungenen Abend.

Das Trio Dovhan / Shin / Jung wird ab November in der Neuproduktion von Rigoletto zu hören sein. Darauf kann man sich jetzt schon freuen.
(Ist eigentlich noch die großartige Inszenierungen Lucia di Lammermoors von Giancarlo del Monaco vorhanden? Das wär doch was mit dem Trio?)

PS(1): Gestern patrouillierten der neue Operndirektor Schaback und Dramaturgin Hartmann (beide mit Namensschildern)  in der Pause durch das Publikum und  zeigten Präsenz.

PS(2): Walter Donati war gestern im Publikum. In der Pause war er im Gespräch mit Herrn Schaback beim fliegenden Buchhändler anzutreffen. Die langersehnte Doppel-CD mit Kostproben seiner sängerischen Entwicklung vom Tenor zum Bariton ist dort erhältlich.

PS(3):  Irgendwie erfreulich, wenn Sänger im Publikum ihre Kollegen unterstützen: Der junge Tenor Sebastian Kohlhepp sowie Bariton Gabriel Urrutia Benet verfolgten die Aufführung im Zuschauerraum