Zu Beginn der Spielzeit zeigte sich das Orchester in guter Form, nur die Hörner – die langjährige Schwachstelle – hatten mal wieder einige Wackler. Sympathieträger des Abends war der junge, sympathische, in London geborene Dirigent Kevin Griffiths, der vor allem mit den groß besetzten Tondichtungen Don Juan und Till Eulenspiegel von Richard Strauss überzeugte, die zu Beginn und zum Abschluß gebracht wurden.
Hauptstück des Konzerts war Berlioz' Harold en Italie, eine symphonische Dichtung mit Bratschen-Solo, das zuletzt vor ca 10 Jahren in Karlsruhe gespielt wurde. Damals spielte die erste Bratschistin des Hauses Franziska Dürr die Solorolle und erzielte einen großen Erfolg. Die gestrige Aufführung hingegen wurde nur verhalten beklatscht und das obwohl die renommierte Künstlerin Isabelle van Keulen den unvirtuosen Bratschen-Part übernahm. Der Funke sprang allerdings nicht über: zu verhalten und betulich interpretiert stellte sich eine gewisse Langeweile ein. Es ist mir nicht bekannt, ob Frau van Keulen eine Zugabe eingeplant hatte; Untypischerweise für das Karlsruher Konzertpublikum endete der Applaus rasch, bevor sich die Künstlerin dazu entscheiden konnte.
Ergänzt wurde der Abend mit Liszts später Tondichtung Von der Wiege bis zum Grabe, die selten gespielt wird und auch gestern ihren geringen Repertoirewert unter Beweis stellte. Nur für den Klangmagier Strauss lohnte der Besuch.
Immerhin: der neue Generalintendant inspizierte vor dem Konzert sein Haus und verteilte danach persönlich am Ausgang Werbematerial für die neue Spielzeit.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.