Montag, 28. April 2014

Wagner - Die Meistersinger von Nürnberg, 27.04.2014

Glanz und Elend des Regietheaters
Als gestern nach fast 6 Stunden gegen 23 Uhr der letzte Vorhang fiel, war der Zuschauerraum schon deutlich geleert. Der scheidende Operndirektor Joscha Schaback hatte mit dieser Inszenierung das Publikum polarisiert: wütende Buh-Rufe und begeisterte Bravos hielten sich die Waage. Es war die bisher umstrittenste Premiere der letzten drei Jahre, die neue Perspektiven eröffnete, aber dafür den Preis der teilweisen Beziehungslosigkeit zwischen Inhalt und Form zahlte. Eine reichhaltige Inszenierung mit eklatanten Defiziten. Ein durchaus sehr spannender Abend, bei dem sich aber nicht wenige nach der Lohengrin-Pleite fragten, wie erneut ein so diskutables Konzept für eine Wagner-Oper durch die internen Qualitätskontrollen der künstlerisch Verantwortlichen im Badischen Staatstheater kommen konnte. Es handelt sich um eine Inszenierung, die nicht für sich alleine sprechen kann und zu deren Vorbereitung es sich unbedingt lohnt, im Programmheft die Absichten des Regisseures (Seite 28 ff) zu lesen.


Worum geht es in dieser Neuinszenierung?
Die Meistersinger von Nürnberg ist eine Künstler-Utopie, Wagners idealistische Oper über die Sehnsucht des Künstlers, in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert und bejubelt zu werden. Künstler als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft und damit als doppelte Bewahrer: der Tradition und des Fortschritts, der in einer massenmedial damals noch nicht erschlossenen Welt in akzeptabler Geschwindigkeit und menschlicher Dimension stattfinden sollte.
Regisseur Tobias Kratzer (der in Karlsruhe für Wallenberg bereits eine sehr gute Umsetzung fand) zeigt eine Kritik am Kunstbetrieb und an Künstlern und versucht, die Meistersinger als "immerwährend aktuelle Parabel über Pedanterie und Phantasielosigkeit, die unsere Sicht auf künstlerische Innovation hinterfragt", zu modernisieren und verlegt sie in die Jetztzeit. Er deutet sie einerseits als Oper über die schwierige Suche des Künstlers nach eigenem Stil und über den Versuch, sich gegen andere Künstler durchzusetzen, das eigene Besondere gegen das andere Besondere zu etablieren, andererseits als Kritik an tradierten Kunstvorstellungen, insbesondere als Parodie auf Wagnerianer. Beckmesser wird hier als überzeugter Wagner-Jünger gezeigt. Damit will der Regisseur laut Programmheft "den Spott, den das Stück über ihn (Beckmesser) ausschüttet, gleichsam gegen seinen eigenen Urheber" kehren. Der Nürnberger Meister und gewisse Wagnerianer haben also etwas gemeinsam: "Die Verknöcherung ist das charakteristische Merkmal".

Die zentrale Hauptfigur ist für den Regisseur Walther von Stolzing, der im Programmheft folgendermaßen gedeutet wird: "Ein heutiger Stolzing, also ein Künstler des frühen 21. Jahrhunderts, wäre eigentlich gar nicht mehr mit der Unvereinbarkeit von freiem Ausdruck und Regelpoetik befasst. Spätestens seit den Avantgarden zu Beginn oder in der Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es ja kein kanonisiertes Regelwerk mehr, gegen das man aufbegehren könnte. Wir zeigen vielmehr einen jungen Künstler, der versucht in einer Welt, in der eigentlich alles schon einmal da war und in der deshalb auch alles möglich ist, seine „eigene Stimme“ zu finden."

Dennoch kann Stolzing nicht aus den Bezügen der Tradition und Geschichte fliehen: "Stolzing irrt hier wie in einem Alptraum der Rezeptionsgeschichte durch drei Inszenierungsformen des Stückes, die wir sozusagen analog zu Wagners kompositorischen Stilmitteln einsetzen: Wir bewegen uns durch die vermeintlich authentische historische Setzung der Uraufführung, durch ein direktes Zitat aus Wieland Wagners bahnbrechenden, abstrahierenden Meistersingern von 1956 und schließlich durch eine Parodie aktualisierenden Regietheaters. Und als wäre das nicht genug, wird er auf der Festwiese auch noch mit großen Rollenvorbildern konfrontiert, die im Zeitalter allumfassender Reproduzierbarkeit ständig zum Vergleich verfügbar sind. Es wird nicht leichter für einen Stolzing von heute ..."

Ein Neubeginn auf den leeren Blättern der Ignoranz ist für den Regisseur unmöglich: "Auch wenn man einen entschiedenen Kontrapunkt setzen möchte, setzt man diesen gegen bereits Bestehendes, das immer mitgedacht wird. Tabula rasa gibt es nicht."  Ein wenig kann man dabei den Eindruck haben, daß der Regisseur auch seine eigene Not beschreibt, als Regisseur den Anforderungen seines Jobs im Lichte von Tradition und Konkurrenz noch etwas Neues abzugewinnen und der Doppelanforderung, dem Werk gerecht zu werden und dabei eine darüber hinausgehende Perspektive zu finden, zu entsprechen.

Was ist zu sehen (1)?
Der erste Akt spielt in einem Proben- und Seminarraum eines öffentlichen Kunstvereins, in der die Zunft zum Ausbildungsbetrieb für Sänger umgewandelt und der anfängliche Kirchenchor geprobt wird. Wagner zeigt ursprünglich die Vereinsmeierei seines Jahrhunderts im Gewande des Mittelalters. Die schrullige Zunft-Zusammenkunft im ersten Akt versteht man noch heute, ihr Prinzip hat Hollywood mit seinen Komödien weitergeführt, indem es 'schrullig' zum Synonym für liebenswert-komisch machte. Bei Kratzer ist das Schrullige in die Kostüme verlegt: Die Meistersinger kommen aus allen Schichten der Gesellschaft:  im Anzug, sportlich, leger und auch in Jogginghose - die Kostüme decken einen breiten Rahmen ab und doch geht bereits im ersten Akt einiges an Wärme und Humor verloren und verbreitet etwas Langeweile - der große Wurf ist hier nicht gelungen. Der zweite Akt ist teilweise historischen Vorbildern nachgeahmt und als Parodie gedacht. Das oben bereits beschriebene Bühnenbild mit den drei Stilepochen erschloss sich bei der Premiere den unvorbereiteten Zuschauern oft nicht und fügt sich nur grob in die Handlung. Die komplette Beziehungslosigkeit von Bühnengeschehen und Musik ist dann mit Beginn des Festwiesenaufzugs im 3. Akt erreicht, bei dem der Chor nicht auf der Bühne, sondern am Rand im Zuschauerraum und auf der Treppe singt. Die Festwiese ist dann als Competition und Award-Verleihung mit schickem Publikum und Live-Übertragung durch eine Kamera umgesetzt.

Der Regisseur gönnt den Meistersingern kein gutes Ende: ein mimosenhafter Stolzing, der keine Kritik verträgt, spielt beleidigte Leberwurst und lehnt die Meisterwürde ab. Der gedemütigte Beckmesser flüchtet von der Bühne und bleibt unversöhnt. Und Hans Sachs ist isoliert und alleine und singt kurzzeitig vor geschlossenem Vorhang eigenbrötlerisch seinen Monolog über deutsche Kunst (Regisseur Kratzer interpretiert es so: "Wir erleben hier einen Mann, der gerade seiner großen Liebe abgeschworen hat und sich nun vor dem „Wahn der Welt“ zurückzieht. Seine Behauptung, dass die deutsche Kunst allein echt und wahr sei, hat selbst etwas von einer Schutzbehauptung. Das können wir als Zuschauer hinterfragen, ohne es unterschreiben zu müssen."). Künstler sind also alle Sonderlinge mit wenig Sympathiefaktor ....?!?

Was ist zu sehen (2)
Schwachpunkt der Inszenierung ist die platte Personencharakterisierung. Beim Versuch, das Allgemeine der Kunstwelt zu zeigen, geht das Individuelle der Figuren verloren. Stolzing beginnt als Stühle werfender Choleriker beim Vorsingen, bevor er als wehleidiger und schnell verzagender Jammerlappen zu Beginn des zweiten Akts ständig auf die Knie sinkt und die Hände vors Gesicht schlägt. Im dritten Akt ist er erst eifersüchtig, dann nervös und letztendlich ohne Ambition - eine seltsam  wehleidige Zeichnung.
Sachs bleibt blaß. Wagner zeigt ein Außen- und ein Innenbild: der bürgernahe Schuster und Held der Festwiese wird kontrastiert durch den nachdenklichen verzichtenden Verlierer. In dieser Inszenierung gewinnt er allerdings nur grobe Konturen und bleibt relativ sympathielos.
Der Besserwisser Beckmesser versagt in den Meistersingern an der künstlerischen Praxis: er scheitert als Autor an mangelnder Kreativität, als Plagiator an mangelnder Interpretationskompetenz und als Sänger an Souveränität. Beckmesser begann bei Wagner als eine Karikatur auf ein historisches Vorbild. Doch schon früh in der Inszenierungsgeschichte (schon bei Cosima / Bayreuth 1888) ging es auch um den tragischen Effekt dieser Figur. Ihr nicht die Würde zu nehmen, und doch den "normalen" Spießer oder den unglücklich Liebenden zu zeigen, ist eine große Herausforderung. In Karlsruhe konzentriert man sich leider ganz auf die Parodie als lächerliche Figur, der sein Spießer-Mantra 'So wie ich bin, bin ich schon okay' lebt.
Alle anderen Figuren gewinnen keine bemerkenswerte Dimension.

Auch als Komödie sind diese Meistersinger diskutabel: aufgrund der schwachen Personenzeichnung, lässt sich nur wenig Humorvolles aus den Typen ziehen. Der Regisseur verlegt sich auf Klamauk (Richard Wagner tritt bspw. auf  und legt Beckmesser übers Knie) und rutscht damit am Ende buchstäblich unter die Gürtellinie. Der Inszenierung fehlt die Lässigkeit und Lockerheit. Der Ruhm der letzten, genauen und unbefangenen Karlsruher Inszenierung von Hans Neugebauer in der Spielzeit 1991/92 bestand genau darin.

Was ist zu hören?
Ein Opernexperte schrieb einst, daß mit den Meistersingern musikalisch "ein Werk geschaffen wurde, das der Baum von Jahrhunderten geworden ist". Justin Brown bringt den unglaublichen musikalischen Reichtum der Meistersinger grandios zum Klingen: Ouvertüre, Kirchenchor, Lehrjungen, Zunft-Förmlichkeit und Freiung, Fliederbaum und Ständchen, Nachtwächter, Pantomime, Quintett, Zunftaufzug, Parodie, Preislied, Chöre und Jubel ... Uff! So viele große Momente und Justin Brown leitet die Badische Staatskapelle umsichtig durch die Klangmassen und verdichtet diese so reiche Partitur immer wieder zu großartigen Spannungspunkten. Vom Höreindruck kann man sich begeistern lassen. Gelegentlich legt der Dirigent ein etwas zu rasches Tempo vor, dem die Sänger nur mit voller Konzentration und Kraft folgen können - die Textverständlichkeit litt darunter.
Hervorragend war auch -wie immer möchte man fast schon sagen- der Chor von Ulrich Wagner vorbereitet.

Bei den Sängern ist noch nicht alles Gold, was glänzt, doch bei einer sängerisch sehr guten Meistersinger-Premiere verdienen sich alle ein Bravo, auch wenn gelegentlich die Kräfte schwanden.  Der Star des Abends war Armin Kolarczyk, der szenisch sowohl sängerisch als auch als Darsteller die größte Präsenz zeigte. Renatus Meszar litt bei seinem Rollendebut als Hans Sachs darunter, daß der Regie wenig für ihn ein einfiel. Beispielsweise zu Beginn des dritten Akts (bei dem die Badische Staatskapelle wunderschön spielte) ist die Figur des Sachs immer noch zu blaß, als daß man die Figur mit der Musik in Verbindung bringen kann. Doch auch schon im ersten Akt verweist Beckmesser Sachs nicht nur szenisch auf die Ränge. Walther von Stolzing ist bei Daniel Kirch bestens aufgehoben, auch wenn er etwas müde wirkte, die Eva von Rachel Nicholls und Eleazar Rodriguez David bekam viele Bravos. Eine ideale Gast-Besetzung fand man auch für Veit Pogner: Guido Jentjens (Karlsruher Ensemblemitglied von 1993 bis 2002) erinnerte an "gute alte Zeiten". An alle nach einem langen Abend: Bravo!

Fazit: Viel jubel und starker Applaus für Sänger, Chor und Orchester. An der einfallsreichen Regie scheiden sich die Geister, denn sie wird sich vielen nicht auf Anhieb erschließen und greift sehr stark in das Geschehen ein. Aber als Regisseur sollte man nicht nur für Experten und Kritiker inszenieren, also nicht für sich selber und das eigene Prestige, sondern vorrangig für ein Publikum, das nicht mit dem Wissen um 150 Jahre Inszenierungsgeschichte in die Vorstellung kommt, sondern oft einen Stoff kennenlernen oder ein beliebtes Werk akustisch und optisch genießen möchte.

PS: Viel Publikum verschwand schnell. Aber das kann auch damit zusammenhängen, daß die Premiere zuschauerfeindlich an einem Sonntagabend stattfand. Wer Montagmorgens früh arbeitend in die neue Woche startet, leidet doppelt: weder startet man frisch noch kann man die Eindrücke nachwirken lassen. So beginnt der Montag in zweifacher Hinsicht unkonzentriert. Also bitte, liebes Badisches Staatstheater: keine Premieren am Sonntag!

NACHTRAG (29.04.2014): Übrigens: die Ratte, die im 2. Akt kurz auf die Bühne läuft, ist eine Anspielung auf Hans Neuenfels' berüchtigte Inszenierung des Lohengrins in Bayreuth von 2010. Ein Gag, den nur wenige einordnen können und der zeigt, daß Zitate nur dann angebracht sind, wenn sie die Nichtkundigen nicht verwirren und ratlos zurück lassen.

Besetzung und Team
Hans Sachs: Renatus Meszar
Veit Pogner: Guido Jentjens
Kunz Vogelgesang: Max Friedrich Schäffer
Konrad Nachtigall: Andrew Finden
Sixtus Beckmesser: Armin Kolarczyk
Fritz Kothner: Lucas Harbour
Balthasar Zorn: Nando Zickgraf
Ulrich Eißlinger: Klaus Schneider
Augustin Moser: Hans-Jörg Weinschenk
Herman Ortel: Yang Xu
Hans Schwarz: Luiz Molz
Hans Foltz: Avtandil Kaspeli
Walther von Stolzing: Daniel Kirch
David: Eleazar Rodriguez
Eva: Rachel Nicholls
Magdalene: Stefanie Schaefer
Ein Nachtwächter: Seung-Gi Jung

Musikalische Leitung: Justin Brown

Regie: Tobias Kratzer
Ausstattung: Rainer Sellmaier

15 Kommentare:

  1. Hallo Honigsammler, das Problem, das jede Bühne bei den Meistersingern hat, ist halt: Musik ist gut, die eigentliche Idee des Librettos auch, aber der Text ist stellenweise so grauenvoll, dass man ihn eigentlich summen müsste. Da wird ein Mädchen für ein Lied vom Vater verkauft (das ist heute ein gesellschaftliches Tabu und verboten), der Bräutigam muss ehelich geboren sein und gut singen können – was für eine Qualifikation für einen Ehemann - , und am Schluss wird die deutsche Kunst gegen den welschen Tand hervorgehoben. Das ist so schrecklich, dass man eigentlich – weil es ja ein sympathisches Stück sein soll - aus Protest das Theater verlassen müsste. Und der Regisseur hat das Problem, die, die den Text tatsächlich lesen, in der Vorstellung zu halten, und einen gelungenen Abend daraus zu machen und diese gesellschaftlichen Tabus zu relativieren und zu kommentieren.
    Unter diesem Aspekt fand ich den Abend gelungen.
    Anmerkung: ich hatte große Sympathien für Hans Sachs. Bravo, dass Eva wieder stiften gegangen ist.

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar! ich glaube, man kann schon mehr aus dem alten Text holen, wenn man die Begriffe konstruktiv und positiv in Besitz nehmen will.
      Gibt es etwas Unzeitgemäßeres als Töchterfiguren bei Wagner? Man kann sich nur aktualisieren, wenn man sie in ein anderes kulturelles Umfeld verpflanzen würde, in der noch über Frauen bestimmt wird. Die Meistersinger in einem islamischen Umfeld und Pogner als Moslem in einem multikulturellem Nürnberger Umfeld - das wäre doch mal ein provokanter Regieeinfall, mit dem man gesellschaftlich relevant gegen Patriarchen, Zwangsheiraten und für Emanzipation eintreten könnte. Die Buh-Rufe des Publikums wären dem Regisseur sicher, aber man wäre auf der Höhe der Zeit.

      Und Hans Sachs' Schlußansprache wird komplett überschätzt! Was ist "welscher Tand" denn heute? Das könnte man wirtschaftspolitisch als globalisierten Kapitalismus deuten: Billigkleidung aus Kambodscha ohne Verantwortungsgefühl.

      Und man kann der Schlußansprache heute sogar Positives abgewinnen. Hans Sachs' Verherrlichung der deutschen Kunst, die mehr gelte als ein Staatengebilde und politische Macht und in Sachs' unzeitgemäßen Worten "heilig" sei, also unantastbar. Die "heil'ge deutsche Kunst" - wird dafür heute jemand zu den Waffen eilen und in Polen einmarschieren und nationalistische Großmannsträume ausleben? Wer sich heute an den deutschen Musikhochschulen und Kunstakademien umschaut, könnte einen anderen Eindruck bekommen. Die Kunstschulen der Bundesrepublik sind international gefragt, ein Bemühen um Kunst und Kultur gehört zum Konsens, auch wenn um Steuer-Budgets gekämpft wird. Deutsche Kunst besteht heute auch darin, möglichst vielen die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken und neue Eindrücke zu bilden, also Bildung durch Erfahrung zu erlangen und so zu beweisen, daß es eine Hochkultur gibt und es sie uns wert ein sollte, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Von der griechischen Antike über Shakespeare, Barockopern, Mozart, Romantik und Moderne - es gibt heute eine deutsche Kunst: sie ist international und zieht weltweit Künstler ins Land. Eine Erfolgsgeschichte,die es gegen Markt- und Sparzwänge zu verteidigen gilt. Kulturpolitik für alle und nicht nur für Wohlhabende als etwas Unantastbares und Wertvolles?
      Man könnte, wenn man wollte, Begriffe positiv besetzen. Wenn man alte Gespenster nicht mehr fürchtet, wird das wahrscheinlich auch wieder geschehen. In 20-30 Jahren buhen dann die Alten – die Jungen von heute….

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  2. Die Verärgerung war bei vielen Premierebesuchern gross und ich spürte rund um meinen Platz eine hohe Feindseligkeit. Geschimpft wurde auf Intendant Spuhler, nicht auf Schaback. Das Karlsruher Publikum reagierte mit totaler Ablehnung oder Begeisterung. Die Mitte war in der Minderheit. In der Hinsicht eine gelungene Premiere.
    Der Keil, den das Regietheaterkonzept in die Meistersinger treibt, ist aber auch brutal: viele grosse Momente (die handlung des zweiten Akts findet gar nicht statt) werden verschenkt und mit Psychologie hat es der Regisseur gar nicht. Alles gerät plakativ. Unterhaltsam ist es trotzdem. Gespannt bin ich ob der Reaktionen des normalen Abo-Publikums. Die Fledermaus hatte schon eine überaus schlechte Resonanz, jetzt noch die Meistersinger ... mal sehen wie die Zuschauerentwicklung aussieht.
    Brown dirigierte zu gehetzt, Meszar war o.k., aber es wird ihn kein großes Haus engagieren, Kirch klingt etwas wie Rene Kollo und hatte wohl noch die Proben in dem Knochen und Stimmbändern. Chor und Orchester waren hochklassig und Kolarzcyk ist wie schon im Tannhäuser ein Klasse für sich.
    Ihr obiges regiekonzept gefällt mir übrigens gut!
    VG
    Frank

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    1. Hallo Frank, vielen Dank! Sie treffen den Kern: unterhaltsam, aber sehr plakativ. Ich bin ebenfalls gespannt, wie die Zuschauerreaktionen jenseits der Premiere ausfallen. Aber ähnliche Polarisierungen gab es doch schon immer: man denke nur an Knut Weber und seine Elfriede Jelinek Inszenierungen.

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  3. Sehr geehrter Honigsammler,

    ich lese Ihre Beobachtungen und Kritiken immer gerne und stimme ihnen meist auch zu. Bei Ihrer Rezension zu den Meistersingern möchte, ja muss ich Ihnen jedoch widersprechen, in erster Linie zur Regie.

    Vorab jedoch eine Bemerkung zu Rachel Nicholls: eine schöne Stimme – ja. Aber viel zu groß. Höflich umschreiben für – zu laut. So laut, dass die beiden Damen vor mir sich die Ohren zuhielten. Wie ein Besetzungsbüro allen Ernstes darauf kommt, eine Brünnhilde als Eva zu besetzen, dass muss man mir einmal erklären. Aber nun gut.....

    Aber ansonsten gab es musikalisch gute bis große Leistungen zu vermelden. Sicher ist Meszars Leistung ausbaufähig, aber wenn ich daran denke, wie oft ich stimmliche Wracks in dieser Partie ertragen musste (Stichwort: Rootering), dann war das wirklich gut. Und allemal besser als der voklaverzerrende Herr Dohmen, der in der Gala singen soll.

    Aber nun zum Szenischen. Ich habe mal in meinem „Archiv“ gewühlt und habe festgestellt, dass dies meine mittlerweile zwölfte Meistersinger-Inszenierung war. Und ich möchte auch nach 24 Stunden Abstand sagen – meine beste. Viele Inszenierungen konzentrieren sich auf einen Aspekt und vernachlässigen andere. Dies war hier nicht der Fall und das fand ich bemerkenswert.

    Allein die Tatsache, dass Stolzing durch die drei Bühnenbilder am Ende des zweiten Aufzugs irrt, wie unterschiedlich diese Meister eigentlich sind (kein monolithischer Block, sondern eine Mischung von Althippie bis Kulturbürokrat) – kein Wunder, dass dieser Stolzing eigentlich keinen Plan hat, was zu tun ist. Stolzing ist ja einer dieser wenigen Tenorrollen, die per se kein automatischer Sympathieträger ist. Er ist aufbrausend („Diese Meister...“), beratungsresistent (Szene mit David), wehleidig (Schusterstube), nachtragend („Nicht Meister, nein...“) - nur seine Liebe zu Eva, davon sehen und hören wir wenig. Kein „süße[s] Lied verhallt“, nichts. Das ist meines Erachtens eine viel oberflächlichere Liebe als diejenige zu Sachs.

    Und hier sind wir auch schon bei Sachs. Ich fand es toll, dass nach dem jetzt-ist-ja-alles-gut-Quintett der Schusterstube Sachs zurückbleibt. Dass die Regie ihm dies zugesteht, diese Verzweiflung, seine vielleicht letzte Möglichkeit zum Glück (aktiv !) verpasst zu haben – das hat schon etwas vom Rosenkavalier. Oder nicht ?

    Und nun zum vielleicht größten Punkt – Eva. „Evchen“ passt hier auch gar nicht als Begriff. Das ist eine Frau, die immer ein Eisen im Feuer hat. Kein duldendes Wesen, sondern ein handelndes. Hatte ich so noch nie. Und trotzdem erschien es mir stets plausibel.

    Vielleicht noch abschließend ein paar Worte zur Beckmesser/Wagner-Szene: Finden Sie es nicht passend, dass jemand, der überzeugt ist, Musik im Sinne seines Vorbildes (hier also Wagner) gestaltet und präsentiert zu haben und dafür eins auf die – pardon – Fresse bekommen hat, ausgerechnet bei den Klängen der Prügelfuge von seinem Vorbild erneut in personam die Ereignisse der letzten Nacht erneut zu durchleben ?

    Mit den besten Grüßen,
    Florian Kaspar

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    1. Guten Tag Herr Kaspar,
      herzlichen Dank für Ihren sehr guten und konstruktiven Kommentar. Allerdings habe ich gar nicht den Eindruck, daß Sie mir widersprechen - sie konkretisieren dankenswerterweise, wo ich spät nachts zu müde wurde. An dieser Inszenierung muß man sich erst mal abarbeiten – ein positiver Aspekt, der von meiner Seite mehr als einen Vorstellungsbesuch erfordert.

      Mir haben diese Meisersinger sehr gut gefallen, allerdings bekam ich in den Pausen einiges an Verärgerung mit, das ich nicht aussparen konnte und für mich ganz unproblematisch zu dieser Inszenierung gehört: nicht jeder wird sie verstehen oder sich darin wohl fühlen. Für mich blieben bspw. die Figuren "kalt" und Beckmesser als reine Karikatur ist mir etwas zu einseitig. Beim Richard Wagner Auftritt musste ich lachen, aber Beckmesser ist von Wagner in der Oper schon genug gestraft. Mir tat er fast leid, so einseitig als Karikatur dann noch übers Knie gelegt zu werden. Die Idee, daß Sachs nach dem Quintett zurückbleibt, ist sehr gut, aber ich nahm diesen Sachs nicht ernst, er blieb für mich als Figur zu schwach.

      Aber an einer Stelle habe ich mich nachts geirrt: für Eva hat der Regisseur sehr gute Ideen. Nach der nächsten Vorstellung muß ich mein Urteil auf jeden Fall revidieren.

      Nochmal vielen Dank für Ihre Nachricht!

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    2. Es scheint unsere reizüberflutete Konsumgesellschaft doch zu überfordern, einmal in die TIEFE zu gehen:
      In einer der obigen Kommentare wird vom schlechten Text der Meistersinger gesprochen, obwohl der unzeitgemäße Inhalt gemeint war....wie will man da einen der besten Operntexte und seinen komplexen vielschichtigen Inhalt würdigen, von dem Thomas Mann meinte, er tauge durchaus als gesprochenes Drama? Haben Sie den Text mal in aller Stille einfach gelesen?? Ja, ohne Musik! Schauen Sie sich doch mal z.B. den Dialog Sachs/Eva 2.Akt an, so etwas finden Sie nur noch bei Hofmannsthal/Strauss. (Wenn man einen schlechten Wagnertext sucht, sollte man sich den Tristan-Text durchlesen...)
      Und genau hier setzt Kratzer an: An der außermusikalischen - sprich dramatischen, performativen Qualität des Wagnerschen Dramas unter Berücksichtigung der immensen Erwartungshaltung der Wagnergemeinde, die eine Gralsenthüllung benötigt, um sich neu zu stärken. Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich gehöre eher zu den konservativen Besuchern. Daher war für mich dieser Meistersingerabend durchaus keine Gelegenheit mich zurückzulehnen und nur zu inhalieren - was ich gerne täte!- , nein:
      Hier wurde Hirn verlangt, und hier wurde Hirn geboten, man muss nur hinhören und sehen! Was mich jedoch in fast allen Wagner-inszenierungen der letzten Jahre stört: Permanent verharmlosende Ausklammerung alles Politischen. ;Mit der deutschen Wiedervereinigung, dem Zusammenbruch des Ostblocks, der nachfolgenden Globalisierung, ist offenbar die Gleichschaltung nicht nur zahlreicher Medien, sondern auch der Konsumenten (wen stört schon NSA, wenn man im Netz chattet?) so weit vorangeschritten, dass man keinen Regiseur mehr findet, der den Finger in die Wunde legt. Aber ohne Wunde kein Amfortas, ohne Fragwürdigkeit und Leiden kein Sinn von echter Kunst - sprich: auch des Wagnerschen Dramas und keine Notwendigkeit zur Aufarbeitung von dessen Rezeptionsgeschichte. Und die ist bei den Meistersingen sehr belastet....daß davon kein Quentchen zu spüren war, ist verwunderlich. Somit wird evtl. nur unsere Spaßgesellschaft bedient, so lange eben die Kamera flimmert sind alle sediert. (Festwiese/Fernsehen) Da liegt das Problem, dem unsere Zauberlehrlinge des Regietheaters aufsitzen, und der Opernkonsument mit. Aber in einer Gesellschaft, von der in den Medien die Wahrheit nur noch selektiv wahrgenommen werden will, müssen sich eben auch die Künstler - in diesem Fall der Regiseur/Austatter - offenbar anpassen. Insofern sind die meisten Wagner-Inszenierungen der letzten Jahre verharmlosender als Vorkriegsinszenierungen. Denken wir mal z.B. an Harry Kupfer, oder Chereau, das hatte Klasse! Was für ein Niveauverfall der letzten Jahre!!
      Wie sagt Kothner? "Der Kunst droht allweil Fall und Schmach, läuft sie der Gunst des Volkes nach".
      Was die musikalische Seite anbelangt: Im ersten Akt herrschte mal wieder die Brown´sche Hektik, die vieles kaputt machte.
      (Solch ein miserabel koordiniertes Vorspiel zum 1.Akt ist zum heulen!"!" 7:30 Minuten ein trauriger Weltrekord..) Das atmete nicht, das war alles anaerob, und gewollt, und ist somit keine Kunst! Glücklicherweise legte sich dies, und bereits im 2.Akt passten die Tempi und Koordination, um sich im 3. Akt erfeulich zu einem künstlerischen Ganzen zu finden, wie man das an solch einem Abend erwartet. Spätestens dort: Bravo und Danke! Man fragt sich nur, wie Herr Brown immer wieder bei seinen - eigentlich guten - Wagner-Dirigaten solch destruktiver Hyperaktivität verfällt....? Dass dies immer wieder passiert, und in ,manchen Aufführungen auch mal wieder nicht, veranlasst mich zu der Befürchtung, dass Herr Brown sich eben an Wagner abarbeitet? Ich frage mich immer: Was wird heute wieder passieren? - Herr Getschold, der leider nur als "Nachdirigent" genannt wird, machte dies bereits im Lohengrin meiner Meinung nach von den Tempi her weitaus besser. Herzlichen Dank den Herren Meszar und Kolarszyk für ihre überragenden Leistungen als Debutanten.

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    3. Vielen Dank für Ihren Kommentar!
      Ihre Richtigstellung will ich nochmal hervorheben: Der Text zu den Meistersinger gilt als Wagners bestes Libretto.
      Kratzers Regie ist zweifellos durchdacht und intelligent - allerdings ist auch vorhandene Intelligenz kein hinreichendes Kriterium, um das Bühnengeschehen richtig einzuordnen. Was mich skeptisch machte, war die Selbstbezüglichkeit der Regie im zweiten Akt, also daß andere Inszenierungen zitiert wurden, ohne daß ein unvorbereiteter Durchschnittsbesucher erkennen kann, was hier gerade geschieht. Das ist wie eine Talk-Show in der der Moderator den Moderator einen anderen Talk-Show einlädt, um über Talk-Shows zu sprechen – eine Innenansicht, der von außen nur Experten ein Interesse entgegenbringen. Selbstreferentielle Systeme geben sich selber Sinn und Halt und thematisieren Immanentes – nach außen werden dadurch Zugangshürden gebaut.

      Brown arbeitet sich meines Erachtens nicht an Wagner ab, ganz im Gegenteil: dazu dirigiert er zu engagiert (selten habe ich ihn so mit körperlichem Einsatz zum Tempo antreiben sehen, wie im rasenden Vorspiel zum 1. Akt). Für mich war das Ausdruck von Motivation und Freude am Dirigieren. Mir ist er oft zu schnell, aber das ist seine Lesart und im Gesamtbild bin ich von ihm sehr beeindruckt.

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    4. Wolfgang Kiefer03 Mai, 2014 15:02

      Hallo Honigsammler.
      Es wird wohl nie eine Inszenierung geben, bei der man nicht irgendetwas bekritteln könnte. Ich habe den ersten und den dritten Akt sehr genossen, weil Kratzer einfach stimmig eine Geschichte erzählt hat. Welcher Regisseur kann das noch? Dass dieses virtuose Erzählen im zweiten Akt aufgegeben wurde, habe ich zunächst bedauert. Immerhin wurde mir drastisch vor Augen geführt, welche Instrumente heutzutage einem Wagner-Regisseur NICHT mehr zur Verfügung stehen. Die hochgelobte Wieland- Wagner- Abstraktion gehört dazu. Mir war das ein Akt wert, wenngleich ich die Buh-Rufer verstanden habe.
      Vor einigen Jahren hat eine Inszenierung von Jens Daniel Herzog in Mannheim, die auf der Rezensionsgeschichte der Meistersinger in Mannheim basierte, in der Premiere einen ähnlichen Buhsturm ausgelöst, wurde dann aber in den Repertoirevorstellungen, als ausreichend Hintergrundinformation zur Verfügung stand sehr, wohlwollend aufgenommen. Mein Verdacht ist, dass in der Premiere überwiegend leidenschaftliche Wagnerianer saßen, deren spezifische
      Erwartungen enttäuscht wurden. Die Fahrt nach Hause hat mir gereicht, mich mit dem zweiten Akt zu versöhnen.

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    5. Hallo Herr Kiefer,
      der Premierenabend hinterließ bei mir sehr zwiespältige Eindrücke: der Regisseur hat wirklich eine besondere und außergewöhnliche Inszenierung auf die Beine gestellt mit vielen starken, aber auch schwachen Momenten. Vieles gefiel mir, anderes gar nicht, aber es gab so viele Eindrücke, daß ich schnell wusste, daß ich unbedingt bald eine zweite Vorstellung besuchen muß. Mit einem Blog-Eintrag kann ich der Inszenierung nicht gerecht werden und im Nachhinein hätte ich wohl in der Nacht nach der Premiere mehr das Positive betonen sollen. Doch hatte ich am Premierenabend immer wieder das Gefühl, daß die Chance auf eine ganz große Premiere verschenkt wurde. Inzwischen ist mir auch mit Hilfe von sehr guten Kommentaren klar geworden, daß die Ambivalenz und Vielschichtigkeit eine Qualität ist, die ich beim nächsten Mal stärker betonen werde. Kalt lässt diese Meistersinger nur wenige - und darin steckt auch viel von der Qualität der Regie. In dieser Hinsicht tatsächlich eine grandios ambivalente Premiere.

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  4. @anonym: bitte bleiben Sie sachlich. Wertungen wie „überheblich“ gegen Premierenzuschauer sind als Meinung unrelevant. Begründen Sie bitte Ihre Ansichten.

    Meine persönliche Erfahrung am Premierenabend deckt sich nicht mit Ihrer Meinung: bei den Ratlosen und/oder Empörten fehlte komplett das Verständnis für das, was da auf der Bühne im zweiten Akt zu sehen war. Als ich versuchte, es zu erklären, hatte ich das Vergnügen umgehend als Befürworter der Regie unter Verdacht zu kommen und man sprach noch erregter und verärgerter auf mich ein. Ihr Beispiel für den 3. Akt ist unrelevant, ich glaube nicht, daß es dort Verständnisprobleme gab.

    Es gab nun mal sehr viele, die diese Inszenierung nicht mochten und sie wurden auch meines Erachtens nicht von der Regie abgeholt. Diesen Kritikpunkt darf man auch aufgrund des massiven Buh-Konzerts nicht verschweigen und man macht es sich zu leicht, wenn man die Gründe nicht analysiert oder benennt oder auf persönliche Ebene verlegt.

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  5. Guten Tag lieber Honigsammler,
    vom Badischen Musen?tempel habe ich mich nun endgültig verabschiedet.
    Diese Art Regietheater ist nichts für mich. Ich habe die Nase mehr als gestrichen voll. Und viele Abonennten mit Regie und viel politischer Oper auch. Und auf die meisten Kostüme aus dem SecondHand Laden und C&A ebenso.
    Der Widerspenstigen Zähmung werde ich mir in der nächsten Saison noch gönnen, da ich mir da sicher bin, keine Enttäuschung und Verballhornung zu erleben.
    Ihre gründlich fundierten Beiträge werde ich weiterhin mit Vergnügen zur Kenntnis nehmen
    Alles Gute für die Zukunft und beste Gesundheit.
    Liebe Grüße Klaus

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    1. Guten Tag Klaus,
      vielen Dank für die freundlichen Worte und ich hoffe, daß sich neben Der Widerspenstigen Zähmung noch Überraschungserfolge einstellen, die ich Ihnen empfehlen kann.
      Ihnen ebenfalls viel Gesundheit und Wohlergehen!

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  6. Nach langen Jahren der Absenz vom Badischen Staatstheater bin ich gestern für die Meistersinger wieder einmal aus Basel nach Karlsruhe gereist. Allerdings auch schnell wieder abgereist... Nach dem zweiten Akt habe ich die Segel gestrichen!
    Über Inszenierungskonzepte lässt sich gewiss endlos streiten. Es gefällt, man versteht's oder halt eben nicht. Bei mir war es nun allerdings doch "eben nicht". Gewiss, der Regisseur kann Personen führen. Die Inszenierung wirkt daher durchaus lebendig. Nur: für mich hat es halt wenig mit den Meistersingern zu tun. Dazu das (2. Akt, Mister minit u.ä.) grauenhafte Bühnenbild (und ich rede nicht dem Pappbild des ersten Teils des zweiten Aktes das Wort) mit zahlreichen unsinnigen Elementen (wohnt Pogner in diesem "Elendsquartier"?; ist Beckmesser so blöd, dass er Eva und Stolzing hinter den Müllsäcken nicht bemerkt? etc.). Aber eben: über Inszenierungen lässt sich ewig diskutieren...
    Richtig enttäuscht allerdings war ich von der musikalischen Leistung. Die Sängerinnen und Sänger reichen meiner Meinung nach nicht über Mittelmass hinaus. Der Chor (Lehrbuben!) bot eine in meinen Ohren eine schwache Leistung. In der Prügelszene fiel alles auseinander. Die musikalische Leitung blieb blass, das Orchester genügte durchschnittlichen Ansprüchen.
    Für mich ein "top-flop"!

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    1. Schade, daß Sie musikalisch dann wahrscheinlich einen schlechten Tag erwischt haben. Nach zwei Vorstellungen innerhalb von nur 4 Tagen (Mittwoch, 07.05. und Sonntag, 11.05. - viel zu knapp für dieses kräftezehrende Mammutwerk) fehlte vielleicht die Konzentration und die Kraft. Und inszenatorisch - ja, darüber wurde ja oben schon einiges geschrieben. Der ganze zweite Akt ist eine selbstbezügliche Parodie - für Sie und mich ein Schwachpunkt dieses Abends.
      Ich kann mich nur wiederholen - Schade! Denn die Premiere war musikalisch beeindruckend und kompensierte einiges.
      Viele Grüße in die Schweiz!

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