Donnerstag, 28. Mai 2020

Mumpitztheater (16): Auf der Zielgeraden in Richtung Abstellgleis

Das Personalkarussell dreht sich im Stagnationsmodus
Nicht nur Intendant Peter Spuhler fristet sein wohl viel zu großzügig vergütetes Gnadenbrot am Badischen Staatstheater. Die Operndirektorin bleibt nun also doch, man erwartete den vierten Operndirektor im zehnten Jahr der düsteren Intendanz, doch es fand sich wohl kein Nachfolger, der sich bereit erklärte, kurzfristig die heruntergespuhlerte Karlsruher Oper zu übernehmen. Der Intendant scheint keine andere Wahl gehabt zu haben, als sich mit der Operndirektorin zu einigen, Nicole Braunger bleibt im Amt und kann nun hoffentlich ihre Chance ergreifen, der Karlsruher Oper wieder mehr Leben einzuhauchen. Doch nicht nur Nicholas Brownlee ist weg, auch Rodrigo Porras Garulo gehört nicht mehr zum Ensemble. Man kann den jungen Sängern mit Zukunftsperspektive anscheinend nichts bieten, die Stars kommen in die Jahre und keine Verjüngung ist in Sicht, der Oper fehlen neue Hauptrollensänger und das Programm dazu. Doch das scheint nicht die einzige Auffälligkeit:

Vorschau (2) auf die Spielzeit 2020/2021

Wunsch ohne Wirklichkeit (2)
Niemand kann aktuell sagen, ob und wie die kommende Spielzeit stattfinden wird, dennoch muß das Badische Staatstheater einige Fragen verbindlich beantworten, um nicht das Publikum zu verscheuchen. Zu den organisatorischen Problemstellungen erfährt man aktuell noch nichts. Das Serviceheft mit allen Informationen rund um Abonnements, Preise und spezielle Kartenrückgabe- und erleichterte Umtauschmöglichkeiten wird erst Ende Juni vorliegen. Abonnenten haben deshalb bis zum 11.07.2020 Zeit, ihre Abos für die kommende Saison zu kündigen.
Zuerst ein Blick auf die geplanten Programmpunkte: 

Vorschau (1): Symphoniekonzerte 2020/2021

Wunsch ohne Wirklichkeit (1)
16 Jahre war Georg Fritzsch als GMD in Kiel erfolgreich, die Badische Staatskapelle hat ihn mit überragend deutlicher Zustimmung gewählt und der Generalintendant konnte oder wollte anscheinend nicht erneut gegen das Orchester einen Kandidaten verhindern (Frank Beermann hätte sonst 2019 den Posten übernommen). Sympathiepunkte gewann Karlsruhes neuer GMD, als er in der Pressekonferenz zum Amtsantritt ausdrücklich auf Gegenkurs zu Generalintendant Peter Spuhler ging und ihm eine Absage an "DDR"-Romantik, ideologisches Gesinnungs- und Erziehungstheater und die damit verbundenen diskriminierenden Ab- und Ausgrenzungen erteilte: „Für mich persönlich, hinter der Mauer geborenen und aufgewachsen, ist die Annäherung an Karlsruhe zudem ein Ankommen in der Stadt, in der die Hüter unserer Verfassung, die Sachwalter von menschlicher Würde und persönlicher Freiheit, der Freiheit des Wortes wie von jedweder, auch künstlerischer, Äußerung ihren Sitz haben“, so Fritzsch.
Geplant sind für die Spielzeit 2020/21 die üblichen 8 Symphonie- und 5 aufgewertete Sonderkonzerte. Ob die Wirklichkeit das Wunschprogramm zuläßt, bleibt abzuwarten. Sollte sich die Virus-Epidemie in Wohlgefallen auflösen, gibt es einiges auf das man sich Freuen kann. Und auch Justin Browns Abschied wird nachgeholt: Im 5. Symphoniekonzert wird Brown mit Mozarts 24. Klavierkonzert als Pianist auftreten und Beethovens Eroica dirigieren.

Mittwoch, 20. Mai 2020

Mumpitztheater (15): Von Haltungsschäden und Verhaltensdefiziten

Erst am Donnerstag, den 28. Mai um 11 Uhr stellt das Badische Staatstheater in einer Pressekonferenz den Spielplan für 2020/2021 vor. Operndirektorin Nicole Braunger ist nun doch weiterhin dabei. Wie man hört scheint der Intendant zu Zugeständnissen bereit gewesen zu sein und Braunger, die innerhalb der Oper anscheinend gut aufgenommen und akzeptiert wurde, wird nun doch die kommende Saison begleiten. "Von Haltung und Verhalten" heißt der Titel für die kommende Saison und erinnert wahrscheinlich manche an Führungskräfteseminare in der freien Wirtschaft. Angesichts der galoppierenden Spießigkeit und ideologischen Verklemmtheit sowie des umstrittenen Leitungsstils sollte es mit Blick auf die Intendanz wohl besser Von Haltungsschäden und Verhaltensdefiziten heißen. Man denke nur an die Spielzeitankündigung für 2019/2020 vor einem Jahr, als man der "DDR"-Diktatur mit einem Jubiläum gedenken wollte (mehr dazu hier) und vier Monate später klarstellte, daß man den Diktaturjubel ernst gemeint hatte, indem man die Formulierung im September-Leporello und auf der Homepage beließ und nur eine falsche Jahreszahl verbesserte, auf die auf diesen Seiten hingewiesen wurde. Ist das nun leichtfertige Diktaturverharmlosung oder absichtliche Diktaturverherrlichung? Beides ist für den Intendanten hinreichend entlarvend und disqualifizierend.
Hier die Mitteilung zur Pressekonferenz, wer teilnehmen will, kann sich über  kommunikation@staatstheater.karlsruhe.de anmelden. Wieso streamt das Badische Staatstheater solche Termine nicht? Manch einer könnte vermuten, daß der realsatirisch selbstdarstellerische und zeigefingerhebende Charakter der Intendanz auf dem Bildschirm bitteramüsant sein könnte.

Freitag, 15. Mai 2020

Virusgerechte Veranstaltungspläne

In Zeiten des reduzierten Theaters
Wie könnte ein Corona-gerechter Spielbetrieb aussehen? Die Politik hat Wichtigeres zu tun, als sich um die Theater zu kümmern, die Theater wiederum scheinen sich selber nur langsam zuzutrauen, einen Plan auszutüfteln. In München geht jetzt der Intendant des Volkstheaters  Christian Stückl voran (mehr dazu aktuell hier auf der Seiten der Süddeutschen) und stellt ein Konzept vor. Er will im Sommer mit fünf Stücken die Saison eröffnen,  alle sollen "Corona-tauglich" sein. Jede zweite Sitzreihe bleibt leer, in den übrigen Reihen wird jeder 4. Platz besetzt (also eine Auslastung von 12,5%). Die Bühne des Schauspiels wird ebenfalls bestuhlt, die Schauspieler agieren zwischen zwei Zuschauertribünen.
Bei Symphoniekonzerten und Opernaufführungen  gibt es weitere Faktoren bei eng sitzenden Musikern zu bedenken, aber auch da gibt es erste Ergebnisse.

Donnerstag, 14. Mai 2020

Warten auf Verbindlichkeit

Was bringt die kommende Spielzeit? Als Abonnent hat man noch knapp zwei Wochen (bis 31.Mai), um sein(e) Abo(s) schriftlich zu kündigen. Was nächstes Jahr idealerweise gezeigt wird, wie man als Abonnent vor finanziellen Verlusten bei virusbedingten Vorstellungsausfällen geschützt ist (die bereits vorgeschlagene Abbezahlung der Abo-Raten unter Verwendung von Gutscheinen ist ein fairer Schritt des Kartenbüros), ob Abonnenten, die das Risiko einer Virusinfektion meiden wollen gestattet wird, Abos quasi ruhen zu lassen, also trotz angesetzter Vorstellungen dennoch zu verzichten ohne kündigen zu müssen - bisher gibt es dazu keine offiziellen Mitteilungen.

Freitag, 8. Mai 2020

Nicholas Brownlee verläßt die Karlsruher Oper

Der Karlsruher Generalintendant ist der Star, er bekommt ein fürstliches Gehalt, das so schnell kaum übertroffen wird. Leider kann oder will Intendant Spuhler weder singen, schauspielern, tanzen, choreographieren, Regie führen oder sonst etwas Künstlerisches, was seine Vorgänger konnten und regelmäßig taten (manche einer mag das eine eunuchische Intendanz nennen - man weiß vielleicht, wie es geht, man kann es aber nicht selber). So wundert es auch nicht, daß die wirklichen Bühnenstars nicht auf Händen getragen werden und um sie herum kein Repertoire aufgebaut wird. Nicholas Brownlee wechselt an die Frankfurter Oper (hier die Infos). Wer mag es ihm verdenken .....

Dienstag, 5. Mai 2020

Das Badische Staatstheater beendet die Spielzeit

Krise als Chance
Das zuständige Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württenberg hat Klarheit geschaffen: Der reguläre Vorstellungsbetrieb für diese Spielzeit ist wie erwartet abgesagt. Nun ist die Intendanz gefordert, um unter den gegebenen Umständen Proben und Saisonvorbereitung zu ermöglichen und Formate zu entwickeln, die mit den Anforderungen des Infektionsschutzes in Einklang stehen und vom Publikum akzeptiert werden. Es bleibt abzuwarten, wie die Spielzeit 2020/21 ab September ablaufen kann.

Freitag, 1. Mai 2020

Infektionsschutz hat Priorität

Wo dem Infektionsschutz Priorität eingeräumt wird, beenden die Theater nun die reguläre Spielzeit 2019/2020, u.a. Freiburg und das Nationaltheater Mannheim. In den nächsten Wochen gibt es Wichtigeres als Spielbetrieb, jetzt ist Zeit für pragmatische Kreativität. In Chemnitz (mehr hier) arbeitet man bspw. an einem Sommerspielplan 2020. Regensburg verweist (mehr hier) auf digitale Formate, der dortige Intendant erklärt das Saisonende: "Je konsequenter wir jetzt sind, umso schneller können wir zum Saisonstart im Herbst hoffentlich zu einer gewissen Normalität zurückkehren.“ Niemand weiß, wie und wann es weitergehen kann, doch um planen zu können, braucht es definierte Ziele. Die Generalmusikdirektoren- und Chefdirigentenkonferenz e.V. fordert von der Politik "klare Vorgaben für eine schrittweise Wiederaufnahme des Opern- und Konzertbetriebes in Übereinstimmung mit den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen und den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. Nicht nur Baumärkte, Möbelhäuser und die Fussball-Bundesliga haben eine klare Perspektive und klare Regeln für einen Neuanfang verdient" (der offene Brief befindet sich aktuell hier). Doch statt auf die Politik zu warten, sollten die Theater endlich gemeinsam ein Konzept vorlegen, wie der Spielbetrieb gestaltet werden kann, solange ein Impfstoff fehlt und neue Infektionswellen vermieden werden müssen.