Freitag, 28. März 2014

Schönes Lob für Weinbergs 'Die Passagierin' in Karlsruhe

Weinbergs Oper Die Passagierin (mehr auch hier) gehört zu den geglückten Ausgrabungen und Sternstunden der letzten Jahre.

Nun hat der Schriftsteller Ilija Trojanow, der für die österreichische Zeitung Der Standard einen Opern-Blog schreibt, in Karlsruhe Die Passagierin besucht und sehr schöne Worte in der Zeitung für die Produktion des Badischen Staatstheater gefunden:

"Karlsruhe war einst Residenzstadt, dann die Landeshauptstadt Badens. Das ist jener Teil Deutschlands, in dem sich das Wetter am häufigsten sonnig gebärdet. Vielleicht gehen deshalb die Straßen in dieser zu Barockzeiten ordentlich geplanten Stadt wie Strahlen vom zentralen Schloss ab. Während der Revolution von 1848/49 wurde der Großherzog kurzzeitig vertrieben. 1863 wurde das landesweit erste Verwaltungsgericht gegründet. Heute tagt hier mit dem Bundesverfassungsgericht eine Institution, die in letzter Zeit das Grundgesetz öfters gegen blinde Übergriffe der Legislative verteidigen musste. All das ist im Badischen Staatstheater zu spüren: der durch und durch demokratische Bau (hervorragende Akustik und gute Sicht auch von den günstigeren Platzen aus), das anspruchsvolle Programm mit vielen Premieren und der Reihe "Politische Oper", ein Publikum, das zwar zuerst skeptisch reagiere, wie der bemerkenswerte Chefdramaturg Bernd Feuchtner erzählt, dann aber Geschmack an Qualität finde (das Haus war fast voll, das Publikum begeistert) – alles in allem ein kleines Wunder. Was die Oper betrifft, gibt es in Deutschland keine Provinz.
(Ilija Trojanow, derStandard.at, 28.3.2014)
"

Der ganze Artikel findet sich hier: http://derstandard.at/1395363499611/Opernpentathlon-Musik-gegen-das-Verschweigen

Sonntag, 23. März 2014

Mythos (Ballett), 22.03.2014

Sehr spannend, beeindruckend und abwechslungsreich - die gestrigen drei Ballett-Uraufführungen bekamen für alle Teile viel Applaus und Bravos und sollten ein weiterer Hit beim Karlsruher Publikum werden!

Thema Mythos - Ausbruch oder Ausdruck?
Die diesjährige Frühjahrspremiere im Badischen Staatsballett zeigt drei Choreographen mit Uraufführungen unter der thematischen Überschrift Mythos - wobei mythisch an diesem Ballettabend eine diskutable und damit interessante Zuordnung ist, denn ist die heutige Verwendung eines Mythos nun ein Ausbruch aus der Moderne oder doch viel mehr ihr Ausdruck? Der Rektor der Karlsruher Hochschule für Gestaltung Peter Sloterdijk kam einst in einem Gespräch zu der überraschenden Einsicht, daß wir heute 'wieder in einem mythologischen Horizont leben'"Der Mythos ist eine Methode, die Welt so zu beschreiben, daß in ihr nichts Neues passieren kann." Und was produzieren unsere Medien, Zeitungen und Nachrichtensender anderes als Wiederholungen! "In diesem Sinne wirkt die Summe aller Nachrichten und Geschichten mythologisch ... die Nachrichten bringen die immergleichen Themen, die immergleichen Unfälle, lauter Urszenen im Gewand von Neuigkeiten. ... Aufs ganze gesehen erzeugen auch unsere Medien eine überraschungsfreie Welt, und dadurch wird sie wieder mythologisch." Die thematische Überschrift dieser Ballette ist also auf der Höhe der Zeit, "weil eine präsentische Kultur wie die unsere sich von zeitlosen Themen ernährt, die sie durch die Medien zirkulieren lässt."
 
Ob nun wie im Programmheft beschrieben Mythen durch Umkreisung der Welten- und Lebensrätsel entstehen, wobei der Tanz sprachlos Dinge in ein neues Licht zu rücken vermag oder ob der Mythos auf symbolische Weise das Zeitlose umkreist und die Welt in ihrer Unfassbarkeit und Unausweichlichkeit deutet, jeder Choreograph näherte sich seinem Mythos auf sehr unterschiedliche Weise:
 
DER FALL M., das ist der Medea Mythos, also die Frau, die aus Liebe zu Jason und dann aus Rache für das Liebesende radikal alle Brücken hinter sich abbricht und ihre eigenen Kinder und ihre Rivalin ermordet. Die Konstellation "alle gegen eine" war dabei für Choreograph Reginaldo Oliveira ein Entscheidungskriterium, um sich Medea zuzuwenden; Schuld, Sühne und Vergebung sind Themen des Balletts. Oliveira ist seit 2006 Tänzer der Karlsruher Compagnie und hatte bisher mit einigen originellen Choreographien auf sich aufmerksam gemacht. Der Fall M. ist konkret gedeutet und erzählt, Oliveira gelingt dabei eine gelungene Aktualisierung des Mythos als Psychothriller. Nach einem surreal anmutenden Beginn folgt das Herzstück des Balletts (und vielleicht sogar des ganzen Abends): die intensive Beziehungsbeschreibung einer erkalteten Liebe - großartig getanzt von den beiden ersten Solisten Bruna Andrade und Flavio Salamanka, die ihren Figuren durch Oliveiras intelligente Choreographie ein starkes Profil verleihen und eine packende Auseinandersetzung darstellen. Es ist schon eine besondere Aura, die Andrade ihrer Meda verleiht, besser kann man es nicht machen. Salamanka ergänzt sie als Jason kongenial - Bravo!
Diskutabel ist Oliveiras Schlußbild, und zwar musikalisch und szenisch, wenn er Medea ein versöhnliches und für einige vielleicht utopisch wirkendes Quasi-Happy-End schenkt, daß sich vielleicht ein wenig zu unecht und überraschend anfühlt. Dennoch ein besonderes Ballett: 50 Minuten Hochspannung und ein sehr zufriedenes Publikum zur Pause.

ORPHEUS
Tim Plegge, der in Karlsruhe gefeierte Choreograph von Momo, wählte Orpheus als Mythenfigur und machte aus ihr "die Geschichte eines Mannes...., der sich in erster Linie über seine Erinnerungen definiert, der sich im innerlichen Durchleben des Vergangen selbst am besten spürt, und der schließlich einen Moment erlebt, in welchem die Grenzen zwischen seiner eigenen Gegenwart und der Vergangenheit auf magische Weise aufgehoben werden." Dazu holt Plegge neben den sehr guten Haupttänzern Blythe Newman und Pablo dos Santos einen Schauspieler auf die Bühne, der als alter Mann Verlusterfahrung und Erinnerungswillen verkörpert. Es geht Plegge um die "Überwindung der Grenzen von Leben und Tod". Sein Interpretationsansatz ist suggestiv und poetisch mit starken und einprägsamen Bildern und Videoeinspielungen.

SPIEGELGLEICHNIS
Choreograph Jörg Mannes verwendet für sein Ballett keinen bestimmten Mythos, sondern "sucht in seiner Kreation nach dem Mythos als Gleichnis" und choreographiert ein Ballett in einem Spiegelkabinett. Eingeschlossen in einem Spiegelkabinett zu sein, ist eine Metapher für Erkenntnisfähigkeit: ob Metaphysik, ob Astrophysik - alles was sich nicht mit Innenarchitektur befasst, ist reine Spekulation und ohne Verifikationsmöglichkeit. Letztendlich wird man durch den Spiegel nur reflektiert - Mannes Choreographie ist entsprechend selbstbezogen, verspielt und endet mit einem lauten Lachen. Der Mythos ist nur noch eine lose Klammer in ironischer Haltung. Alle Tänzer dürfen dabei auf die Bühne und zeigen beeindruckende Gruppenszenen.

Sebastian Hannak, in Karlsruhe bekannt als Bühnenbildner von Momo und Jakob der Lügner, hat einen variablen Einheitsraum  in ovaler Form geschaffen, der sich für die drei unterschiedlichen Mythos-Deutung perfekt eignet und durch die Kostümbildner sehr schön unterstützt wird.

Fazit: Ausdrucksstark, bildstark, abwechslungsreich, viele Eindrücke und spannende Momente in drei ganz unterschiedlichen und sich ergänzenden Choreographien - der lange Jubel des Publikums für das Ballett-Tryptichon war hoch verdient. Die ca 30 Tänzer des Badischen Staatsballetts zeigten eine beeindruckende Leistungsschau. Die guten Karten sollten dafür bald vergriffen sein!

Team
BÜHNE: Sebastian Hannak 
KOSTÜME: Judith Adam, Heidi de Raad (bei Jörg Mannes)
LICHT:  Stefan Woinke

Musikzusammenstellung laut Programmheft:
DER FALL M.
Alberto Iglesias - "Una patada en los huevos“ aus der Filmmusik La piel qué habito
Alberto Iglesias  - "Some craziness is good“ aus der Filmmusik Ché
Lera Auerbach - Sogno di Stabat mater
Lera Auerbach - Präludium Nr. 1 aus 24 Präudien für Violine und Klavier op. 46
Alberto Iglesias - "Duelo final“ aus der Filmmusik La piel qué habito
Lera Auerbach - Präludium Nr. 5 aus 24 Präudien für Violine und Klavier op. 46
Alberto Iglesias - The Dancer Upstairs 3“ aus der Filmmusik Pasos de baile
Max Richter - „She finds the child“ aus der Filmmusik The Congress
Max Richter -  „Beginning and ending“ aus der Filmmusik The Congress

ORPHEUS
Philip Glass - Double Concerto for Violin, Cello and Orchestra (2010)

SPIEGELGLEICHNIS
Giovanni Sollima - Tree Raga Song
Giovanni Sollima - Violoncelles, vibrez!

Samstag, 22. März 2014

Stuttgarter Ballett - Giselle, 21.03.2014

Die Karlsruher Giselle in der Choreographie von Peter Wright erlebte ihre Premiere 1965 in Stuttgart und es heißt, daß einige dort dieser schönen Produktion bis heute nachtrauern. Die aktuelle Stuttgarter Giselle von Reid Anderson und Valentina Savina debütierte 1999 und hatte gestern ihre Wiederaufnahmenpremiere in Stuttgart. Da man in beiden Fällen auf die Choreographie des Balletts nach dem historisch überlieferten Vorbild von Marius Petipa, Jean Coralli und Jules Perrota zurückgreift, ähneln sich die Karlsruher und Stuttgarter Giselle stark und auf einen ersten Blick sind kaum Unterschiede festzustellen. Im zweiten Akt hat Karlsruhe meines Erachtens die stimmungsvollere, nachtblauere und romantischere Fassung. Opulenter ist Karlsruhe auch bei der Anzahl des Corps de Ballett: in Stuttgart sind 18 Wilis auf der Bühne, auf der größeren Karlsruher Bühne 24. In Karlsruhe scheint der weite Bühnenraum auch besser genutzt und ergibt bei den großen Szenen immer wieder eindrucksvollere Gruppenszenen, während die Stuttgarter Nachtgeister weniger bedrohlich als die Karlsruher wirken.

Tänzerisch ist Stuttgart wie üblich eine Klasse für sich. Alicia Amatriain als Giselle und Friedemann Vogel als Albrecht gehören zu den Stars des Stuttgarter Balletts und tanzten auch beide 2012 in der Jubiläumsaufführung von Crankos Romeo und Julia mit (mehr dazu hier), also an dem Abend, an dem Birgit Keil und Vladimir Klos, Marcia Haydée, Egon Madsen und Ray Barra noch mal auf der Bühne standen.
Vogel war bei der Wiederaufnahme der Star des Abends und durch seine elegante Leichtigkeit  Publikumsliebling, gefolgt von Amatriain, die aber gestern etwas angeschlagen wirkte und nicht ihren besten Tag erwischt zu haben schien. Als Myrtha tanzte Rachele Buriassi zu unauffällig und konnte ihrer Figur wenig Souveränes oder Charakteristisches verleihen. Überhaupt war es zwar eine schöne Wiederaufnahme, doch mit einigen Patzern.  Im ersten Akt beeindruckte dafür gestern der sogenannte Bauern-Pas-de-deux mit einem starken Constantine Allen und einer sich steigernden Elisa Badenes.
Im Orchestergraben gibt es kaum Unterschiede - hier wie dort trägt das Orchester wesentlich zur Dramatik bei.

Fazit: Der Südwesten ist dieses Frühjahr Giselle-Land. Wer dieses Musterbeispiel für romantisches Ballett liebt, der kann sowohl in Karlsruhe als auch in Stuttgart eine hochklassige Aufführung mit unterschiedlichen, aber sich ausgleichenden Stärken und Schwächen sehen.

Dienstag, 11. März 2014

5. Symphoniekonzert, 10.03.2014

Seit Anne-Sophie Mutter (*1963) und Isabelle Faust (*1972) ist der Musikmarkt von jungen Geigerinnen erobert worden. Wer heute eine Einspielung eines Violinkonzerts erwerben möchte, kommt an ihnen nicht vorbei: Julia Fischer und Arabella Steinbacher, Janine Jansen und Hilary Hahn oder Baiba Skride und Lisa Batiashvili sowie Tianwa Yang, Patricia Kopatchinskaja, Vilde Frang und auch die gestern in Karlsruhe zu hörende Chloë Hanslip (u.v.a.m.) - die Werbeabteilungen des Klassikmarktes hätten es nicht besser erfinden können.

Die junge britische Geigerin Chloë Hanslip (*1987) hatte als Wunderkind (u.a. früh gefördert von Yehudi Menuhin) bereits 1999 eine kleine Rolle in einem britischen Kinofilm: in der Verfilmung Onegin nach Puschkins Versepos (Hauptdarsteller Ralph Fiennes und Liv Tyler). Sie spielt darin in einem Konzert Tartinis Teufelstrillersonate, während Tatjana unruhig auf die Folgen ihres an Onegin gerichteten Liebesbriefs wartet.
Inzwischen gibt die sehr gut deutsch sprechende Hanslip Konzerte auf der ganzen Welt. Gestern spielte sie in Karlsruhe das berühmte und beliebte Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn und zwar mit souveräner Leichtigkeit und betörend schönem Geigenton. Nach einem virtuosen und ausdrucksstarken Eingangssatz ließ Hanslip ihre Geige im anschließenden Andante beseelt singen, bevor sie das Konzert mit einem heiteren, lebhaften und leicht dahinfließendem Allegro beendete. Ein abwechslungsreiches Konzert, das wie im Fluge verging und bei dem sich wahrscheinlich einige im Publikum gewünscht haben, es einfach nochmal komplett zu wiederholen. Ein sehr guter Auftritt, nach dem man schon an ein Folgekonzert denken könnte: Edward Elgars großes Violinkonzert war bspw. schon über 10 Jahre nicht mehr in Karlsruhe zu hören.

Nach der Pause die Asrael Symphonie aus dem Jahr 1906 von Josef Suk konnte ich an diesem Montagabend aufgrund anderweitiger abendlicher Verpflichtung nicht mehr anhören und musste schweren Herzens auf sie verzichten. Vor knapp zwei Jahren war Dirigent Tomáš Hanus schon mal zu Gast in Karlsruhe (mehr dazu hier) und bekam damals herzlichen Applaus. Sein gestrige engagierte Einführung zu Suks Symphonie ließ erahnen, daß es ein hörenswertes Konzert werden würde. Schade, aber zumindest hatte ich so den Rest des Abends Hanslips Mendelssohn im Ohr.

Dienstag, 4. März 2014

Händel - Rinaldo, 03.03.2014

Die Sitten verfallen schon immer und immer wieder, eigentlich ständig, und auch in London vor 300 Jahren war das puritanische Bürgertum nicht begeistert vom Big Business des kommerziellen Kunstbetriebs der italienischen Oper, die findige Geschäftsleute mit adliger Unterstützung für die feine und zahlungskräftige Londoner Gesellschaft einführen wollten. Vor Händel gab es keine erfolgreichen Ansätze dazu. Rinaldo (Premiere 1711) war auch noch nicht der Durchbruch, aber die erfolgreiche Initialzündung. Die für die damalige Zeit spektakulär-effektvolle Inszenierung in Kombination mit Händels Musik war ein Überraschungserfolg mit Folgen. Es folgte u.a. 1713 Teseo (2015 in Karlsruhe zu hören) und 1720 begann dann mit dem Sensationserfolg Radamisto der regelmäßige Londoner Opernbetrieb für Händel.
Rinaldo ist Händels siebte von 42 Opern. 30 Jahre später im Jahr 1741 ertönte Händels letzte Oper Deidamia in London. Danach war er als Oratorienkomponist tätig und mit biblischen Themen in englischer Sprache und in nicht-szenischer Darstellung aktualisierte Händel sein Kunstkönnen marktgerecht als religiöse Erbauung.
 
Zauberoper im Marionettengewand
Das Sujet um den Kreuzritter Rinaldo und die Zauberin Armida ist prädestiniert für eine phantastisch-illusionsreiche, also anti-naturalistische Interpretation und die Idee zur Umsetzung mit Marionetten erwies sich beim Karlsruher Publikum als großer Erfolg. "Alte Musik und altes Handwerk" - das Mailänder Marionettentheater Carlo Colla & Figli  zeigt liebevoll und oft auch humorvoll gemachten barocken Bühnenzauber, also all das, was eine konventionelle Darstellung von Händels Rinaldo sonst nicht zeigt: Ritter reiten auf Pferden über die Bühne, Drachen fliegen durch die Lüfte, Tempel versinken im Erdboden, Armeen prallen aufeinander, Armida verwandelt sich durch Drehung eines Bühnenelements in Almirena und wieder zurück. Die Bühne ist ca. acht Meter breit, die Figuren ca. 100-120 Zentimeter hoch. Zum Schlußapplaus hoben sich dann alle Vorhänge und zeigten die Bühnentechnik und die zehn Marionettenspieler, die einen starken Extrajubel bekamen.

Was ist zu hören?
Die engagiert und schön musizierende Lautten Compagney Berlin spielte Rinaldo mit 25 Musikern - Anhänger historischer Klein- und Kleinstensembles  werden das eventuell mögen, aber tatsächlich verlangt Rinaldo nach einem größeren Orchester. Und gerade nach dem Vergleich mit Riccardo Primo wird mal wieder deutlich, was die Karlsruher Händel Festspiele im Kern ausmacht - das extra aus Experten gebildete Festspielorchester der Deutschen Händel-Solisten  mit seinen 40 Musikern erzeugt einen differenzierteren Klang als gestern die Lautten Compagney, die immer wieder etwas zu dünn klang. Nur die Trompeten wurden extra für Karlsruhe nachgerüstet und auf vier erhöht, um den militärischen Szenen Schwung und Glanz zu verleihen.
Die Sänger im Orchestergraben zeigten eine sehr gute und sehr ausgeglichene Leistung, bei der es schwer fällt, jemand hervorzuheben - Hagen Matzeit, der Sänger der Titelpartie, hat es trotzdem verdient. Sein Rinaldo war sicher und klangschön gesungen, wie überhaupt alle Stimmen sehr gut zusammengestellt waren und eine individuelle Charakterisierung ermöglichten. Bravo!
Händels Oper ist in dieser Version deutlich gekürzt, wahrscheinlich auch mit Rücksicht auf die körperliche Anstrengung für die Marionettenspieler und die Ausdrucksmöglichkeiten der Figuren, die sich bei den langen ABA' Arien doch erschöpfen würden. So geht die Vorstellung weniger als drei Stunden, statt mehr als vier. Das nicht überanstrengte Publikum dankte für diese kurzweilige Umsetzung mit viel Applaus und Bravos

Fazit: Der Erfolg dieses Gastspiels, das eine Produktion u.a. der Händel Festspiele Halle und des Theaters Winterthur ist, war vorauszusehen und begeisterte auch in Karlsruhe das Publikum. Nicht nur für Barock-Experten, sondern auch für Händel-Einsteiger und Freunde der Augsburger Puppenkiste zweifellos eine zauberhafte Produktion, die man auch zukünftig erneut ins Programm nehmen könnte.

PS: Unter den über 40 Opern von Händel finden sich beliebtere und weniger bekannte Werke, doch Rinaldo gehört neben Julius Cäsar, Ariodante und Alcina, Rodelinda und Radamisto zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten barocken Bühnenkompositionen und auch bei den Karlsruher Händel Festspiele ist Rinaldo bereits selber inszeniert worden (1981, R: J.L. Martinoty) und war als Gastspiel der Frankfurter Musikhochschule Frankfurt zu hören (2010).
 
Besetzung und Team
Rinaldo: Hagen Matzeit
Almirena: Olivia Vermeulen
Armida: Gesche Geier
Goffredo: Yosemeh Adjei
Argante: Tobias Berndt
Mago: Florian Götz
Eustazio: Artem Krutko

Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Lautten Compagney Berlin

COMPAGNIA MARIONETTISTICA CARLO COLLA E FIGLI
Mailänder Marionettentheater Carlo Colla & Figli
Regie: EUGENIO MONTI COLLA
Technische Leitung: TIZIANO MARCOLEGIO
Licht: FRANCO CITTERIO
Übertitel: BABETTE HESSE
Produktionsleitung; ARTIE HEINRICH
Gemeinsame Produktion der Händel Festspiele Halle, des Theaters Winterthur, der
Associazione Grupporiani Milano, der Comune di Milano und der Lautten Compagney
Berlin.