Dienstag, 12. April 2016

6. Symphoniekonzert, 11.04.2016

Die Trompete stand im Mittelpunkt des 6. Symphoniekonzerts und damit der langjährige Solotrompeter der Badischen Staatskapelle: der in Offenburg geborene Wolfram Lauel konnte gestern erneut die Vorzüge seines Könnens und seines Instruments unter Beweis stellen.
                
Für Tromba Lontana von John Adams (*1947) benötigt man zwei Trompeter in der Ferne. Jens Böcherer und Wolfram Lauel spielten diese zurückhaltende Fanfare, die 1986 vom Houston Symphony Orchestra anläßlich des 150. Jahrestags der texanischen Unabhängigkeit von Mexiko uraufgeführt wurde und so gar nichts Strahlendes hat, sondern an ferne, vergangene Zeiten erinnert. Das Stück klingt schon nach wenigen Takten unverkennbar nach John Adams, das kurze, vierminütige Werk ist aber lediglich ein Appetithäppchen, das nicht sättigt und ein wenig wehmütig an die großartige Harmonielehre zurückdenken läßt, die im Ballett Siegfried zu hören war.

György Ligeti (+1923 †2006) erklärte, daß Lontano ein statisches Stück sei mit weichem Gesamtklang. Uraufgeführt wurde Lontano 1967 in Donaueschingen, 1980 fand es Verwendung in Stanley Kubricks Horrorfilm The Shining, in dem Jack Nicholson in einem abgelegenen Hotel den Verstand verliert und seine Frau und sein Kind mit einer Axt töten will. Weniger Musik, mehr Geräuschkulisse, ca. 90  Musiker und doch nie laut. Ein Klangteppich, den die Badische Staatskapelle so dicht webte, daß man sich immer wieder fragen konnte, wo der Klang herkommt und wie er entsteht - teilweise faszinierende Klänge und eine geheimnisvolle Stimmung.

Henri Tomasi (*1901 †1971) hat einiges an stimmungsvoller, französisch-impressionistisch anmutender Musik komponiert, sein Trompetenkonzert entstand 1948 und soll sein bekanntestes Werk sein. Wolfram Lauel an der Trompete nutzte dieses ganz unterschiedliche Stimmungen fordernde Werk mit Fanfaren und Signalen, schöne Melodien, einem eindeutig nach einem französischen Parfüm duftenden Mittelsatz und an Gershwin erinnernden Schlußsatz mit virtuoser Entspanntheit und souveräner Selbstsicherheit.

Nach der Pause dann Also sprach Zarathustra, das Stück von Richard Strauss, dessen Beginn (Sonnenaufgang) man kennt (Stanley Kubrick nutzte sie in seinem Film 2001) und ähnlich wie in Tschaikowskys 1. Klavierkonzert folgt danach noch viel weitere Musik, die fast niemand mehr kennt, weil der Rest irgendwie dagegen abfällt. Der Klangmagier Strauss bietet sein ganzes Können auf, immer wieder erinnert die symphonische Dichtung an die Musikwelt der Opern, für die nach Strauss süchtigen Opern-Fans (man erkennt sie daran, daß ihnen ein neuer Strauss-Zyklus wichtiger erscheint als ein neuer Nibelungenring) ist das zumindest gute Kost in karger Zeit, richtig sättigend ist diese Tondichtung allerdings nicht. Von Strauss soll die Behauptung stammen, daß ein guter Komponist alles vertonen kann, auch eine Speisekarte. Für Nietzsches Buch fehlte ihm ungewöhnlicherweise die Prägnanz - die konzentrierte er in den Sonnenaufgang. Dirigent Johannes Willig,  Janos Ecseghy als Soloviolinist und die ca. 95 Musiker der Badischen Staatskapelle spielten farbig und differenziert - ein gutes Konzert!