Freitag, 19. Dezember 2014

Offenbach - Fantasio, 18.12.2014

Das Badische Staatstheater hat in den letzten Jahren immer wieder interessante Raritäten für Opernliebhaber auf den Spielplan gestellt, wobei man überwiegend das 20. Jahrhundert im Blick hatte und Spontinis La Vestale eine Ausnahme war. Mit Werken von Benjamin Britten (Tod in Venedig), Bohuslav Martinu (Die Griechische Passion), Gottfried von Einem (Dantons Tod), Frederick Delius (Romeo und Julia auf dem Dorfe), Mieczyslaw Weinberg (Die Passagierin) oder zuletzt Hans Krása (Verlobung im Traum) hat man zwar keine Zuschauermassen angelockt, aber wertvolle Ergänzungen in meistens spannenden Inszenierungen präsentiert. Mit Fantasio hat man nun eine Kostbarkeit unter Wert präsentiert, indem man sie auf ein eher belangloses Operettenvergnügen reduziert hat. Dem Inszenierungsteam gelang leider kein mustergültiger Fantasio und verglichen mit Der Vetter aus Dingsda, ebenfalls von diesem Team inszeniert, kopiert man das Prinzip ohne Bemerkenswertes hinzuzufügen. Nicht jede Erfolgsformel hält mehrfach.

Die A-Premiere bewies bereits, daß Fantasio musikalisch viel zu bieten hat und die B-Premiere konnte diesen Eindruck vertiefen: was aus dem Orchestergraben tönt, ist inspirierter Offenbach! Alle Beteiligten sind engagiert dabei. Stefanie Schaefer als Fantasio spielt im positiven Sinn routinierter und flüssiger, dafür vielleicht weniger sinnlich und fragil als Dilara Bastar. Die Regie verpasste es leider, die Hauptfigur prägnanter zu charakterisieren. Fantasio bleibt unbestimmt und fern. Näher ist die Prinzessin: dafür hat man mit Jennifer Riedel, die ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Karlsruhe absolvierte und in der Zwischenzeit eine erfolgreiche Karriere gestartet hat, die richtige Wahl getroffen.
Wiederum überzeugte Denis Sörös; er ist in der kleinen Rolle des Spark eine echte Entdeckung. Es ist ein Vergnügen seinem kraftvollen und klaren Bariton zuzuhören.
Nachträgliche Bravos zur A-Premiere: Klaus Schneider überzeugte als Marinoni ganz wunderbar, Renatus Meszar als König ist eine Luxus-Besetzung in dieser Rolle

Fazit: Auch nach der B-Premiere bleibt das Hindernis bestehen: Fantasio ist zu einseitig als Operette inszeniert - routiniert, teilweise mit etwas aufgesetzter Komik, mit schönen Choreographie-Elementen und ein bißchen vorgetäuschtem aktuellem Zeitbezug - doch man übersieht, daß viel mehr in der Oper steckt. So ergibt sich ein netter Abend, der aufregender und mehrdimensionaler hätte ausfallen müssen.