Montag, 28. Oktober 2013

Operndirektor Schaback verlässt Karlsruhe 2014

Seit Samstag wurde ich wiederholt wegen eines Beitrags aus der Karlsruher Tageszeitung kontaktiert, den einige (auch ich) nicht gelesen haben, der aber Gerüchte und Spekulationen auslöste. Laut BNN vom 26.10.2013 soll es personelle Änderungen in der Karlsruher Operndirektion geben. Das Badische Staatstheater schweigt allerdings bisher dazu und gibt trotz Zeitungsartikels keine Stellungnahme im Internet ab.

Ein wenig überraschend ist das schon: Joscha Schaback wird also seinen meines Wissens auf drei Jahre befristeten Vertrag als Operndirektor nicht verlängern und verlässt das Badische Staatstheater am Ende dieser Spielzeit. Überrascht kann man sein, da Intendant Spuhler einen Vertrag für fünf Jahre hat. Falls Spuhlers Vertrag nicht verlängert werden würde, müsste man sich in den beiden kommenden Jahren mit einem Interimsdirektor begnügen, der wahrscheinlich hauptsächlich verwaltet und keine Weichen mehr stellt. Mit allen Gefahren und Risiken für den Erhalt und die Qualität des Ensembles. Kommt es also zu einem Stillstand und dem großen Warten auf einen Neubeginn 2016?

Über die Gründe für Schabacks ... ja was eigentlich? Schabacks früh- oder rechtzeitigen Rückzug? Oder sogar Schabacks Aufgabe? Oder doch Schabacks Neuanfang? Über die Gründe für Schabacks Weggang kann also spekuliert werden. Bezeichnend ist, daß das Publikum auf der Internetpräsenz des Badischen Staatstheaters keine offizielle Mitteilung findet. Für gewöhnlich das klassische Zeichen, daß es etwas zu verbergen gibt oder man etwas verschweigen möchte. Souverän ist diese Informationspolitik nicht - man wird entsprechende Gründe haben.

Doch Spuhlers Intendanz ist bisher von mangelnder Souveränität und ungewohnt großen Schwankungen und inszenatorischen Unsicherheiten geprägt. Latent kann man immer noch den Eindruck haben, daß das Badische Staatstheater etwas zu groß für das Leitungsteam ist. Schabacks Sparte hat hingegen ihre individuelle Linie und mit Bernd Feuchtner einen kompetenten Chefdramaturgen. Die eigene künstlerische Vision fehlte bisher dagegen im Schauspiel und ein eklatanter Leistungsabfall war dort bemerkbar - ob es demnächst also konsequenterweise weitere personelle Veränderungen gibt?

Man kann gespannt sein, wie es in Karlsruhe weitergeht. Man kann gespannt sein, wie lange das Badische Staatstheater noch schweigt. Mangelnde Kontinuität und frühzeitige personelle Veränderungen bereits in der Mitte einer Intendanz sprechen eine ambivalente und nicht vorteilhafte Sprache - "Klar Schiff" oder "Rette sich, wer kann" - das bleibt abzuwarten.

Weiß jemand etwas Konkretes? Über Kommentare würde ich mich freuen.

26 Kommentare:

  1. Ich habe ebenfalls keinen Ton gehört. Warten wir’s ab, bis das Theater sich äußert. Inzwischen bleibt uns nichts anderes übrig, als – ähnlich wie früher bei Kreml-Verlautbarungen – zwischen den Zeilen zu vermuten, ob Hinauswurf oder freiwillig? Und ob es auch um Inhalte ging? Und wenn ja um welche?
    Ernst Ott

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    1. Herzlichen Dank Herr Ott und ja, es ist wohl die Zeit der Spekulationen bis es eine offizielle Mitteilung geben wird. Es ist erstaunlich, daß man sich am Badischen Staatstheater das Informationsrecht nehmen lässt und Vermutungen Tür und Tor öffnet. Spuhler muß sich doch denken können, daß darunter vorrangig sein Position als Intendant leidet, wenn es keine gemeinsame Stellungsnahme gibt.

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  2. Auch Feuchtner und Parr gehen!

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  3. Guten Abend und Dank für diese Info.

    Linders sollte weg, Spuhler hat XXL angezogen und verkräftet nur L.
    Schaback war für mich noch der Angenehmste der Drei.

    Wir werden hören von Awards und Eigenlobhudeleien


    Noch ein Nick:Gurre Lieder in Berlin. Muß phantasstisch gewesen sein.

    http://www.der-neue-merker.eu/berlin-philharmonie-schoenbergs-gurre-lieder-unter-simon-rattle

    Gute Nacht wünscht

    Klaus

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    1. Vielen Dank für den Hinweis zu den Berliner Gurrelieder und ja, Schaback und auch Feuchtner / Parr hinterließen bei mir einen guten Eindruck.

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  4. Das Staatstheater muss in den kommenden Jahren saniert werden. Ich vermute, Spuhler wurde geholt, weil er in Heidelberg eine Sanierungsphase mit Belebung des Theaterbetriebes über die Bühne gebracht hat. Ferner ist ein junges Team, welches international (noch) nicht arriviert ist, und keine langfristigen Bindungsabsichten hat, dem klammen Staatssäckel genehm. Somit kann KA als Badisches Spartheater weiterlaufen, ohne dass dies statistisch auffällt. Stuttgart wirft das Geld unnötig zum Fenster raus, und in KA muss man dann eben die Suppe auslöffeln. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, einmal die Anwesenheitszeiten bzw. Anzahl der Dirigate unseres all so verehrten GMD Brown anzusehen: WO ist der Mann?
    Premiere "Maskenball" zur Spielzeiteröffnung: WO ist Herr Brown? Weiterführung des Wagner-Repertoires mit dem "Fliegenden Holländer" , was sich Herr Brown auf die Fahne geschrieben hat: WO ist Herr Brown?? Haben wir einen GMD, wenn jede zweite Chef-Oper von den Vertretern dirigiert werden? Auch dies kann kostengünstig sein....wenigstens die "Meistersinger"-Neuproduktion übernimmt er, sonst würde es doch zu sehr auffallen...
    Grüße
    Jens Lowinger

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    1. Guten Tag Herr Lowinger,
      danke für Ihren Kommentar. In einigen Jahren wird meines Erachtens rückblickend Spuhler als der Sanierungs- und Neubau-Intendant in Erinnerung bleiben. An künstlerische Errungenschaften wird sich evtl. keiner erinnern.

      Sie beurteilen GMD Brown zu kritisch: Er studiert Fledermaus, Meistersinger und Boris Godunow ein, dirigiert Tannhäuser und Peter Grimes und dirigiert das Neujahrskonzert, fünf Sinfonie-, drei Sonder- und zwei Jugendkonzerte und wirkt als Pianist bei einem Kammerkonzert mit und hat die Verantwortung für das Orchester. Die Quote ist gut! Willig und Gedschold sind beide sehr gute Dirigenten. Musikalisch fühle ich mich im Badischen Staatstheater sehr wohl und als Zuhörer gut aufgehoben.
      Übrigens: bei der Premiere zum Maskenball saß Brown im Publikum.

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  5. WO ist eigentlich Spuhler? Verfolgt man seine Reiseberichte (Salzburg, Wexford) scheint er selber "auf der Flucht" zu sein.
    Man sagt Schaback ist von sich aus gegangen. Da es keine Klarstellung gibt (persönliche, private oder sonstige Gründe), ging es scheinbar im Streit auseinander. Der Teamgedanke aus Heidelberg scheint nicht mehr zu tragen. Keine guten Zeiten für Spuhler. Oder um oben an Klaus anzuknüpfen: XL anziehen und S oder M sein, fällt früher oder später auf.

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    1. Danke, das höre ich nicht zum ersten Mal: Schaback ist gegangen, er ist nicht gegangen worden. aber alles bleibt Spekulation zu Lasten des Badischen Staatstheaters, solange man sich dort nicht mit einer Richtigstellung vor seine Besucher traut.
      Wenn Parr und Feuchtner auch gehen, dann ist es wohl definitiv eine Vertrauensfrage.

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  6. Spuhler wir als Sanierungsintendant mit Bauerfahrung benötigt und wahrscheinlich verlängert. Ein neuer Operndirektor kann sich also auf 5 Jahre in Karlsruhe einstellen. Spannend ist wer 2014 übernimmt. Ein günstiger No-Name, der Spuhlers Konzept von "Theater für alle" auch in der Oper umsetzen soll oder werden wir alle vielleicht doch überrascht von einem interessanten Namen! Aber die Planungen für die Neuinszenierungen sollten ja bis ca 2015/2016 bereits bestehen. Richtig Profil kann der Neue erst danach zeigen.

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    1. Danke! Mal schauen, was der Markt für Operndirektoren zur Spielzeit 2014/15 hergibt. Man wird sich an dem bedienen müssen, was auf Jobsuche ist. Eine langfristige Planung von Spuhler war es doch wahrscheinlich nicht, daß 2014 sein Wunschkandidat antreten soll...

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  7. Meines Erachtens ist in dieser Causa GI Spuhler der Angelpunkt.
    Der GI wird nicht gewählt, sondern vom Staat (Kultusministerium) bestellt.
    Das kann auch eine künstlerisch nicht leuchtende Person aufgrund von
    Parteibuch, Mauscheleien, Vetterleswirtschaft, Seilschaft o.ä. einen GI-Sessel belegen. Beziehungen sind alles - mindestens das halbe Leben. Und das dicke Ende kommt zuletzt.
    Das Badische Spartheater hat auch diese Woche noch keinen Newsletter gepostet!!!!!! (Holmes, ist das verdächtig?)






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    1. Danke! Der Newsletter wird meistens, aber nicht immer, montags verschickt, gelegentlich kam er auch schon dienstags. Aufgrund der Offerta mit Präsenzstand ist eine Verspätung erklärbar. Und der Newsletter enthält ja auch nur wenig Interessantes ....

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  8. Die nun anstehenden Veränderungen im Musiktheater sind in der Tat überraschend und bieten breiten Raum für Spekulationen.
    Man sollte sich aber klar sein, dass kaum ein Unternehmen oder ein führender Mitarbeiter (Joscha Schaback legt Wert darauf, dass er von sich aus nicht verlängern wollte) seine Personalentscheidungen ausführlich in der Öffentlichkeit diskutiert. Ein Paradebeispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist ja die Personalie Casazza beim KVV. Und mit einer aus nichtssagenden Worten bestehenden Erklärung ist ja auch niemand gedient, zumal diese die wahren Gründe meist eher verschleiern.
    Gerade bei einer Institution wie einem Theater muss den Verantwortlichen aber klar sein, dass eisernes Schweigen die wildesten Gerüchte provoziert. Fakt ist wohl, dass Schaback, Feuchtner, Parr und wohl auch der erst vor einem Jahr gekommene Studienleiter Jan Roelof Wolthuis das Haus verlassen werden / verlassen wollen. Wobei sich Dr. Feuchtner offenbar noch ein Türchen offenhalten möchte, so ist zumindest der Artikel in BNN interpretierbar.
    Die Gründe für den Abgang fast des gesamten Opernstabs sind bisher unbekannt. Doch einige bisher schon unbeantwortete Fragen könnten evtl. in die richtige Richtung weisen. Wie waren die Kompetenzen zwischen Operndirektor Schaback und der grauen Eminenz Dr. Bernd Feuchtner geregelt? Kaum vorstellbar, dass Feuchtner gegenüber Schaback weisungsgebunden war. Gab es hier Streitigkeiten? Ein beruflicher Aufstieg wäre bei einem Wechselwilligen vorstellbar, aber bei mehreren? Da Schaback (wie auch Schauspieldirektor Linders) bereits in Heidelberg mit Peter Spuhler zusammengearbeitet hat, ist sein Abgang eher nicht in der Position des Intendanten zu suchen. Aber die Frage, ob nicht allen Beteiligten die Größe und die Ansprüche des Hauses über den Kopf wachsen, hat vermutlich seine Berechtigung.
    Schaback und Feuchtner haben bisher für jede Spielzeit einen interessanten Spielplan vorgelegt, bei der Auswahl der Regisseure hatten sie dagegen selten eine glückliche Hand. Und die musikalischen Meriten dankt man größtenteils Ensemblemitgliedern, die bereits von seinen Vorgängern verpflichtet wurden (Dobrzanska, Niessen, Schlingensiepen, Kolarczyk, Gorny). Die unter ‚Casting-Direktor’ John Parr (welch ein hochtrabendes Wort, hat eigentlich schon mal jemand gezählt, wieviel ‚Direktoren’ sich am Bad. Staatstheater tummeln) verpflichteten Kräfte verleiten kaum zu der Aussage „Die werden wir leider nicht allzu lange halten können”. Eine Ausnahme ist hier nur Heidi Melton. Überhaupt: Sollte sich ein Casting-Direktor nicht überall in der Welt – oder zumindest in Deutschland – auf Wettbewerben, bei Vorsingen etc. junge, interessante Kräfte anhören? Doch Parr schlurft fast immer nur durchs Karlsruher Haus.
    Sicher wird es auch nach Schaback / Feuchtner Musiktheater in Karlsruhe geben, eine Option könnte sein, dass GMD Justin Brown auch die Operndirektion verantwortet. Doch wie es auch kommt, jetzt muss Peter Spuhler seine Begabung als Krisenmanager beweisen. Zumal auch Schauspieldirektor Jan Linders stark in der Kritik steht.

    mfg
    Falko Steiner

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    1. Herzlichen Dank Herr Steiner! Ihre Analyse trägt viele interessante Aspekte bei.
      Der ganze Opernstab geht - aber so viele vakante Jobs gibt es auch nicht in der Branche. Geht man lieber in die Ungewissheit und gibt seinen Job auf (dann war der Leidensdruck hoch) oder hat man schon die nächste Stellung sicher? Die Frage stellt sich auch.
      Einen Widerspruch will ich bei den neuen Sängern anmelden: da sind schon Namen dabei, die ich gerne über mehrere Jahre verfolgen will und die mir Freude bereitet haben. Um ein "Star" zu werden muß man sich sein Publikum erst ersingen. Die richtigen Rollen und Inszenierungen gehören dazu.

      Nun ja, ich blicke immer lieber nach vorne und gerade im Theater haben Neustarts immer etwas sehr Reizvolles. Mal schauen, was passiert und wer kommt ....

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  9. Lieber Honigsammler,

    vielen Dank für Ihren aufmerksamen und scharfsinnigen Blog. Ich interessiere mich weder für das Schauspiel (Ich gehe stattdessen lieber ins Kino und kaufe mir DVDs) noch fürs Ballett. Meine Liebe gilt der Oper und dem Konzert und diese beiden Sparten sind, wenn man Orchestermusiker und Sänger zusammenzählt, das, was das Badische Staatstheater im Kern und als feste Größe ausmacht und bestimmt. Die volle Konzentration einen Intendanten muss deshalb der Förderung und Qualität dieser Kunstform gelten.

    Ich werde deutlicher: Spuhler ist der falsche Mann. Bisher war der Intendant auch immer der Operndirektor. Spuhler hingegen kümmert sich lieber um Kinderoper und Jugendtheater sowie neue Zuschauer und Musical-ähnliches. Die Oper hat deutlich an Aufmerksamkeit und Zuneigung verloren. Hierfür müssen aber die neuen Zuschauer gewonnen werden. Spuhler hat dafür bisher kein sichtbares Konzept gezeigt. Es gibt fast keine Werbung mehr für die Oper, das Badische Staatstheater ist als Oper nach außen meistens und fast unsichtbar. Man hofft nur, dass neue Zuschauer aus anderen Sparten (Kinder / Musical) auch mal die Oper besuchen werden. Die kurz- und mittelfristige Taktik muss aber sein, Publikum aus dem Umland zu gewinnen. Wer in die Oper will, überlegt sich was und wo er es besucht. Mannheim stand für mich lange nicht mehr zur Disposition. Jetzt hat man Karlsruhe den Rang abgelaufen und auch Straßburg ist immer eine Reise wert.

    Schaback/Feuchtner hatten gute Ideen, doch die Umsetzung hatte meistens zu wenig Ausstrahlung. Tannhäuser und nächstes Jahr Riccardo Primo sind ausverkauft – das Publikum ist da, wenn die Voraussetzungen stimmen.

    Das Badische Staatstheater braucht wieder einen starken Operndirektor, und zwar als Intendanten!

    Viele Grüße
    T.S.

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    1. Vielen Dank und ja, da stimme ich Ihnen zu: die Oper ist das personelle und finanzielle Herzstück des Badischen Staatstheaters und benötigt wieder mehr Konzentration und Aufmerksamkeit. Ob der Intendant auch der Operndirektor sein sollte, will ich gar nicht entscheiden. Die Gründe dafür sind naheliegend. Doch vor allem braucht man wieder eine starke Persönlichkeit als Operndirektor, der für seine Sparte mehr Aufmerksamkeit und Bekanntheit haben sollte als GI Spuhler, wenn er denn über 2016 bleiben sollte. Sonst werden wir die Folgen der Platitüde "Theater für alle" auf die unangenehme Weise erleben: als Provinzialisierung eines Staatstheaters zum Stadt-Theater.

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  10. Ich muß jetzt mal Dampf ablassen und meinem Vorredner (T.S.) zustimmen. Die Oper steht bei Spuhler auf dem Abstellgleis. Man schaue sich nur mal das neue Theatermagazin Nr.9 an. Über Seiten kann man auf Seite 19 ein gestellt wirkendes seichtes Selbstbeweihräucherungs-Interview darüber lesen wie toll es doch ist, dass das Theater für alle offen steht. Und an liebsten auch noch 24h/Tag. Als ob das für das Badische Staatstheater irgendetwas verändert. Was für ein Murks! Spuhler produziert sich gerne als toller Hecht in flachem Wasser. Im tiefen Wasser kann er meiner Meinung nach nicht bestehen. Deswegen auch soviel Tamtam um alle möglichen Randphänomene, nur nicht um Qualität. Und an der mangelt es. Honigsammler hat nicht umsonst darauf aufmerksam gemacht - überregional lobt man Mannheim, Heidelberg und Freiburg - Karlsruhe hat gerade eine Schwächephase seit Spuhler da ist. Und das ist nicht hinnehmbar - dafür ist der Unterhalt von Orchester, Chor und Sänger zu teuer und Spuhlers Sorgen um Kinder, Jugendliche, Studenten und Öffnungszeiten nur am Rande von Bedeutung. Das Badische Staatstheater ist vor allem ein Opern- und Konzerthaus. Danach muss sich ein zukünftiger Intendant richten.

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    1. Danke und ich muß Ihnen gestehen, daß ich über das besagte Interview auch nur lachend den Kopf schütteln konnte und es zukünftig vielleicht in diesem Blog als Vorlage dafür verwenden wollte, wie man den Blick auf das Wesentliche verlieren kann und sich selber künstlich produziert, um sich nicht künstlerisch zu betätigen und davon abzulenken.

      Als Kernbotschaft Ihrer und verschiedener anderer Kommentare nehme ich mit, daß wir wieder mehr Fokus auf die Oper benötigen und einen Intendanten/Operndirektor, der diese Begeisterung vermitteln kann. Ich stimme zu!

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    2. Vielen Dank für Ihre interessanten Beiträge, die ich nur unterstreichen kann! Dies ist genau das, was ich mit meinem Beitrag auch meinte: Abbau von Personalkosten, Verkleinerung des Opernrepertoires, dies aber im Hochglanzprospekt als Aufbruch zu neuen Ufern verpackt.
      Schon als von Hr. Spuhler vor seinem Amtsantritt die Rede war, war mir damals schon klar, dass dies genauso bescheiden verlaufen wird, wie während der für die Oper katastrophalen Intendanz von Pavel Fieber: Eben Stadttheaterintendanten, welche keinen Schwerpunkt auf die sogenannte "Hochkultur" legen, da sie im Korsett der Betriebswirtschaft die eierlegende Wollmilchsau verwalten müssen. Immerhin ist der Opernspielplan unter Spuhler besser als unter Fieber. Aber es ist momentan ein Gang auf des Messers Schneide zwischen Highlights, wie etwa die Besetzung der kommenden Meistersinger-Gala, und Provinztheater, in dem zum 199 Mal eine mittlerweile ausgeleierte Zauberflöte abgespult wird. Wie nah beieinander künstlerische Lebendigkeit und totes Funktionieren, bzw. Überforderung liegen, zeigte die Wiederaufnahme des "Fliegenden Holländers": Dazu gab es eine Kritik in den BNN, die (ausnahmsweise) sehr treffend analysierte. In diesem Zusammenhang muss man feststellen, dass es einerseits schön und sozial ist, wenn Mitglieder des Opernstudios im Rahmen solcher Aufführungen debutieren können, andererseits nimmt man aber für eine Premiere das Risiko in Kauf, unter Niveau aufzuführen. Dies tut man jedoch gern, weil´s kostengünstig ist....Schauen wir mal nur zum Vergleich nach Darmstadt: Dort gibt´s noch Phänomene, welche in Karlsruhe üblich waren, aber mittlerweile verschwunden sind: "Mit der Partie des Gurnemanz kehrt Dimitry Ivashchenko, der mittlerweile an führenden europäischen Opernhäusern wie der Opéra National de Paris oder der Bayerischen Staatsoper gefragte Sänger in der Spielzeit 2013/2014 erneut an sein ehemaliges Stammhaus zurück." Nach KA kehrt mittlerweile keiner mehr zurück, und die GALAs kosten richtig Geld. Außerhalb derer waltet der Dauerkompromiss. (Übrigens: Dass die GALAs dann noch nicht einmal vom Chef - oder einem Stargast dirigiert werden, empfinde ich als Hohn) Hinweis: In Darmstadt sitzen Sie in den Aufführungen, in denen Dimitry Ivashchenko singt, für 46,- Euro in der teuersten Kategorie....in KA zahlen Sie für einen Holländer unter Willig 100 Euro. .....

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    3. Vielen Dank! Der finanzielle Spielraum der Theater und Opernhäuser im Südwesten benötigt eigentlich eine gesonderte Diskussion mit Kultur-, Finanz- und Haushaltsexperten. Was in Darmstadt und anderen Städten anders funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Daß wir aber in Karlsruhe eine Provinzialisierung zum Stadttheater ohne Ausstrahlung (abgesehen vom Ballett) erleben, empfinden inzwischen einige als negativer Aspekt der aktuellen Intendanz.

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  11. @Klaus: Vielen Dank. Bzgl. Buhrow, bei Spiegel Online wird ihm das vorgeworfen, was man analog auch über Spuhler hören kann: "das übliche öffentlich-rechtliche Eigenlob"
    Hier der Link: http://www.spiegel.de/kultur/tv/tom-buhrow-im-wdr-check-a-930875.html

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  12. Man hat sich inzwischen wohl darauf verständigt in Peter Spuhler den Hauptverantwortlichen für die derzeitige Misere des Staatstheaters zu sehen; eine Meinung, die ich durchaus zu teilen geneigt bin. Konsens scheint zu herrschen, dass Spuhler als „Sanierungsintendant” geholt wurde, d.h. wegen des erfolgreich bewältigten Neubaus des Heidelberger Theaters und weniger wegen seiner erfolgreichen Spielplangestaltung. Schon dies war ein äußerst kurzsichtiges Auswahlkriterium. Ein zweites wichtiges und oft unterschlagenes Kriterium war aber wohl auch sein kostenneutrales Konzept für ein – politisch gewolltes – Kinder- und Jugendtheater.
    Kostenneutral, nun ja. Man streicht den etablierten Sparten ein paar Positionen (und zwar Stellen ebenso wie Produktionen) und finanziert damit das „Junge Staatstheater”. Nun, dass die Sparten Oper, Ballett und Schauspiel diesen Aderlass nicht ohne künstlerische Einbußen überstanden haben, zeigt die jeweilige Entwicklung. Mitglieder des Opernstudios als alleinige Besetzung in Hauptrollen (z.B. Hannchen im „Vetter aus Dingsda”) dürfte u.a. eine Folge dieser Entwickling sein.
    Ohne Frau Stöck und ihrem Team nahe treten zu wollen, mit den geringen Mitteln machen sie ein engagiertes Theater und haben wohl auch ihr Publikum gefunden. Aber machen sie irgendetwas besser als die Privat- und Amateurtheater, die sich bisher die Sparte Kinder- und Jugendtheater geteilt haben? Ich meine Nein; aber gerade dies müsste der Anspruch eines Staatstheaters sein. Es müsste sich solcher Stücke annehmen, die für ein kleines Theaters einfach zu aufwendig sind. Doch dies scheint, mit Ausnahme der Kinder- und Jugendopern, nicht einmal für die Zukunft angedacht. Hier sollte die Reißleine gezogen werden: D.h. Auflösung des Jungen Staatstheaters und Rückgabe der Ressourcen an ihre ursprüngliche Sparte. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen!
    Doch ein solch radikaler Schnitt ist Peter Spuhler nicht zuzutrauen, zumal er sich damit – im Interesse des Hauses – wohl auch mit der Lokalpolitik anlegen würde. Etwas was ich an Spuhler immer wieder vermisse ist dieses innere Brennen für das Theater. Er erscheint mir wie einer dieser modernen Führungskräfte, denen es nur auf die Führungsposition ankommt, denen es aber letztlich gleichgültig ist, ob sie einen Industriebetrieb, ein Versicherungsunternehmen oder eben ein Theater leiten. Vor diesem Hintergrund sieht seine Halbzeitbilanz verheerend aus. Die Führungscrew der wichtigsten Abteilung (Oper) verläßt geschlossen das Schiff, der Leiter der zweitwichtigsten Abteilung (Schauspiel) steht extrem in der Kritik und die mit viel Vorschusslorbeeren neu gegründete Abteilung (Junges Staatstheater) dümpelt vor sich hin. Nur die Abteilungen Ballett und Konzert scheinen noch dem Sturm zu trotzen. Ein Wirtschaftsführer mit diesen Ergebnissen hätte gewiss schon einen Termin bei seinem Aufsichtsrat. Dem Verwaltungsrat des Staatstheater scheint hingegen die Krise noch nicht einmal aufgefallen zu sein. Eine Stellungnahme auch von dieser Seite wäre anzumahnen.

    mfg
    Falko Steiner

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    1. Nochmals herzlichen Dank für Ihren inspirierenden Kommentar. Ich versuche mal, eine Zwischenbilanz der aktuellen Intendanz aufzusetzen..

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  13. @Kirsten
    Vielen Dank für Ihren sehr guten Kommentar, den ich auch sehr gerne veröffentlicht hätte. Doch wenn auch ein Intendant sich hier als öffentliche Person Kritik gefallen lassen muß, andere Kommentatoren müssen das nicht und Ihrem Seitenhieb mit "halbwegs gebildete Menschen" möchte ich keine weitere Eskalationsbasis geben.

    Zu Ihrer Kritik: " Keiner weiß Konkretes, aber alle haben was Kritisches dazu zu sagen ... Diese ins Kraut schießenden Spekulationen entsetzen mich". Ich stimme Ihnen zu, aber verantwortlich für die Spekulationen ist die Öffentlichkeitsarbeit des Badischen Staatstheater. Man hätte es souveräner handhaben und den Spekulationen einigen Raum entziehen können. Und das ist auch ein Aspekt, wieso mir die aktuelle Intendanz nicht gefällt: Die Selbstdarstellung ist für mich mangelhaft.
    Ja, in Darmstadt und überall und an allen Theatern wird nur mit Wasser gekocht, der Unterschied liegt dann chemisch-analytisch gesehen im Salzgehalt. Es sind feine Unterschiede, die den Ausschlag geben. Mir macht es aktuell als Besucher des Badischen Staatstheaters weniger Spaß als früher, teilweise ist es auch für mich eine Qual - vor allem im Schauspiel. Aber dieser Blog ist nun mal vor allem ein Wahrnehmungs-Tagebuch. Wahrnehmungen kann man ändern, dafür ist die Kommentarfunktion da und deshalb danke ich Ihnen dafür, mir in meinem Frust über die Intendanz Spuhler gezeigt zu haben, daß ich stets um Sachlichkeit und Deutlichkeit bemüht sein soll.

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